HM-HETZELMEDIA

Von       : H.HETZEL, Den Haag

Datum     : 10.12.2021

Niederlande/UK/Shell

Shell: Bye bye Niederlande

Shell verlässt die Niederlande definitiv/Aktionäre stimmen Umzug nach London mit großer Mehrheit zu/Konzernreform und neue nachhaltige Strategie/CEO Ben van Beurden meldet sich krank kurz vor Beginn der Generalversammlung

Von HELMUT HETZEL

Den Haag. Die Würfel sind gefallen. Der niederländisch-britische Öl- und Gaskonzern Royal Dutch Shell wird im kommenden Jahr definitiv die Niederlande verlassen. Mehr als 130 Jahr nach seiner Gründung als ,,Koninklijke Olie„ (Royal Dutch Oil) in  den Niederlanden wird Shell nun ganz und gar britisch, den Titel Royal Dutch verlieren und künftig nur noch als Shell plc firmieren. Neuer Hauptsitz wird ab 2022 nicht mehr Den Haag, sondern London sein. Auf der außerordentlichen und historischen Aktionärsversammlung am gestrigen Freitag stimmten 99,77 % der Aktionäre für die Verlegungen des Firmenhauptsitzes nach London. Der Vorstand hatte im November bereits bekannt gegeben, nach London umziehen zu wollen. Die Entscheidung der Shell-Aktionäre nach London überzusiedeln, dürfte für den wegen einer angeblichen Party in der Downing Street in Corona-Zeiten unter Druck stehenden britischen Premierminister Boris Johnson eine freudige Nachricht sein. Johnson kann nun tönen: Der Brexit lohnt sich.

Ben van Beurden CEO Royal Dutch Shell plc

Shell will aber nicht nur nach London übersiedeln. Shell will auch die Aktionärsstruktur vereinfachen und eine neue ökologisch orientierte Strategie implementieren. Die bisherigen A-Aktien und B-Aktien werden in eine einzige künftige Shell-Aktie zusammengelegt. Das habe den Vorteil, ´´dass wir flexibler reagieren und schneller neues Kapital am Markt aufnehmen können, das wir für Akquisitionen einsetzen wollen,´´ heißt es seitens Shell dazu. ´´Die Vereinfachung der Aktienstruktur wird auch den Energiewandel im Konzern beschleunigen.´´

Außerdem: Shell will spätestens im Jahr 2050 CO-2-neutral sein. Ein Haager Gericht verurteilte den Konzern nämlich dazu, den CO-2-Ausstoß bis 2030 um 45 % zu reduzieren. Gegen dieses Urteil hat Shell Berufung eingelegt. Aber es dürfte auch mit zur Entscheidung, die Niederlande zu verlassen, beigetragen haben. Denn das so genannte ´´Shell bashing,„ die heftige Kritik vor allem von Umweltschützern an Shell hat in den Niederlanden seit Jahren Hochkonjunktur.

Auch bei der gestrigen Generalversammlung demonstrierten wieder zahlreiche Umweltschützer gegen den ´´Umweltverschmutzer´´ Shell. Einige wenige Demonstranten skandierten: ´´You can’t run and you can’t hide from climate justice´´ – Man kann vor der Klima-Justiz nicht fliehen und sich vor ihr nicht versteckenDie historische Hauptversammlung fand allerdings – Zufall oder nicht – diesmal nicht in Den Haag sondern in Rotterdam in der ´´Ahoy-Halle„ statt. Angeblich weil das ´´Circus-Theater´´ in Den Haag/Scheveningen, wo Shell traditionell immer seine Hauptversammlungen abhält, für den 10. Dezember nicht frei war.

 Shell bashing – gehört bei Umweltschützern schon lange zum ´´guten Ton´´

 

Auffallend ferner: Der Shell-Vorstandsvorsitzende Ben van Beurden war der große Abwesende auf dieser historischen Generalversammlung. Er hatte sich kurz vor Beginn der Hauptversammlung krank gemeldet. Das nährte Spekulationen darüber, dass er an Corona erkrankt sein könnte, was aber seitens Shell dementiert wurde.

Der Shell-Verwaltungsratsvorsitzende Andrew Mackenzie dazu: ´´Ben wurde negativ getestet.´´

Aber der Niederländer Ben van Beurden nimmt bereits – und wohl mit schwerem Herzen – Abschied von Den Haag und den Niederlanden. Er bietet seine feudale Villa im Haager Millionärsvorort Wassenaar für 6,5 Mio. Euro bereits zum Kauf an.

Ben van Beurden Chief Executive Officer CEO der Royal Dutch Shell plc

 

 

Die ViVilla von Shell-CEO Ben van Beurden in Wassenaar, dem Millionärs-Vorort von Den Haag

Der wichtigste Grund, warum Shell Den Haag und den Niederlanden nun den Rücken zukehrt, liegt wohl darin, dass die Haager Mitte-Rechtsregierung ihr Wahlversprechen, die Dividendensteuer in Holland abzuschaffen, nicht eingelöst hat. Der rechtsliberale Premierminister Mark Rutte, der die Abschaffung der Dividendensteuer zur Chefsache gemacht hatte, konnte sich damit im Haager Parlament nicht durchsetzen. Er erhielt keine Mehrheit für eine entsprechende Gesetzesänderung. In Großbritannien dagegen gibt es keine Dividendensteuer. Die Haager Regierung hatte in einer Verzweiflungsoffensive im November noch einmal versucht im Parlament in einem neuen Anlauf eine Mehrheit für die Abschaffung der Dividendensteuer zu bekommen. Sie scheiterte erneut.

Holland ganz den Rücken zukehren will Shell aber nicht.

In einem persönlichen Brief an den niederländischen Ministerpräsidenten Mark Rutte und Wirtschaftsminister Stef Blok schreibt Shell-CEO Ben van Beurden: ´´Shell sieht weiterhin viele und gute Chancen in den Niederlanden im Zuge der nun anstehenden Energie-Wende.´´ Demnach will die einstige Perle der niederländischen Industrie, die nun ganz und gar britisch wird, in den kommenden beiden Jahren mindestens 4,0 Mrd. Euro in den Niederlanden investieren. So soll die Shell-Raffinerie im Rotterdamer Hafen, die größte in Europa, ´´grüner´´ werden. So will Shell in den Niederlanden und in der Nordsee neue Windparks bauen. So will Shell in den Niederlanden weiterhin und intensiv in den Energieträger Wasserstoff investieren. Aber Fakt ist nun: Shell sagt: Bye bye Niederlande.

Hauptsitz der Royal Dutch Shell in Den Haag an der Carel van Bylandtlaan.

 

Links:

https://www.telegraaf.nl/video/1034474366/aandeelhouders-shell-kiezen-voor-londen-begrafenisstemming

https://www.nrc.nl/nieuws/2021/12/10/shell-vertrekt-definitief-naar-londen-aandeelhouders-stemmen-voor-verhuizing-a4068536

https://www.volkskrant.nl/nieuws-achtergrond/shell-vertrekt-naar-londen-kabinet-onaangenaam-verrast~bc182c1f/

https://nos.nl/artikel/2408937-aandeelhouders-stemmen-in-met-vertrek-shell-uit-nederland

www.helmuthetzel.com

www.hetzelmedia.com

www.haagsche-salon.com

 

Die Entscheidung im November 2021:

HM-HETZELMEDIA

Von       : H.HETZEL, Den Haag

Datum     : 15.11.2021

Niederlande/Vereinigtes Königreich/Shell

Bye bye Shell/Europas größter privater Öl- und Gaskonzern Royal Dutch Shell verlegt Hauptsitz von Den Haag nach London/Holland geschockt/Shell wird ganz und gar britisch/Vereinfachung der Konzernstruktur

Von HELMUT HETZEL

Den Haag. Europas größter privater Öl- und Gaskonzern Royal Dutch Shell verlegt seinen bisherigen Hauptsitz im kommenden Jahr von Den Haag nach London. Shell will nach eigenen Angaben die Konzernstruktur vereinfachen und soll nach dem Umzug des Hauptsitzes voll und ganz britisch werden. Das königliche Prädikat der Niederlande „Royal Dutch´´ wird dann entfallen. Der Konzern wird lediglich noch als Shell plc firmieren. Das teilte Shell am Montag in Den Haag mit.

Die Nachricht vom bevorstehenden Wegzug von Shell aus Den Haag löste in den Niederlanden einen Schock aus. Sie schlug ein wie die sprichwörtliche Bombe. Auch wenn Vergleiche hinken, für die Niederlande ist das etwa so, als würde VW ankündigen, Deutschland zu verlassen.

´´Wir wurden unangenehm überrascht von diesem Entscheid des Ölkonzerns,´´ sagte der niederländische Wirtschaftsminister Stef Blok. Blok, der wie die gesamte Haager Regierung nur noch geschäftsführend im Amt ist, wurde erst am vergangenen Sonntagabend vorab vom Entscheid des Shell-Vorstandes, die Niederlande zu verlassen, informiert. ´´Wir sind nun mit Shell im Gespräch, welche Folgen dieser Entscheid für die Niederlande, die Investitionen hierzulande und die Nachhaltigkeit haben wird,´´ sagte Wirtschaftsminister Blok weiter. ´´Wir wurden von dieser Entscheidung überrascht und überfallen.´´ Royal Dutch Shell gab die Entscheidung am Montag vor Börsenbeginn bekannt. Die Anleger reagierten positiv darauf. Die Shell-Aktien legten an der Amsterdamer Börse um 1,9 % auf 19,65 Euro zu. Aber die Aktionärsstruktur soll vereinfacht werden. Die bisherigen in A-Aktien und B-Aktien werden in eine einzige künftige Shell-Aktie zusammengelegt. Das habe den Vorteil, ´´dass wir flexibler reagieren und schneller neues Kapital am Markt aufnehmen können, das wir für Akquisitionen einsetzen wollen,´´ heißt es seitens Shell dazu. ´´Es wird auch den Energiewandel im Konzern beschleunigen.´´

Shell Raffinerie

Shell will spätestens im Jahr 2050 CO-2-neutral sein. Ein Haager Gericht verurteilte den Konzern ferner dazu, den CO-2-Ausstoß bis 2030 um 40 % zu reduzieren. Gegen dieses Urteil hat Shell Berufung eingelegt. Aber es dürfte auch mit zur Entscheidung, die Niederlande zu verlassen, beigetragen haben. Denn das so genannte ´´Shell bashing,„ die heftige Kritik vor allem von Umweltschützern an Shell hat in den Niederlanden seit Jahren Hochkonjunktur.

Der wichtigste Grund aber, warum Shell Den Haag und den Niederlanden nun den Rücken zukehrt, liegt wohl darin, dass die nun noch geschäftsführend amtierende Haager Mitte-Rechtsregierung ihr Wahlversprechen, die Dividendensteuer in Holland abzuschaffen, nicht eingelöst hat. Premierminister Mark Rutte, der die Abschaffung der Dividendensteuer zur Chefsache gemacht hatte, konnte sich damit im Haager Parlament nicht durchsetzen. Er erhielt keine Mehrheit für eine entsprechende Gesetzesänderung.

 

Der niederländische Premierministr Mark Rutte – Er konnte die Abschaffung der Dividendensteuer in den Niederlanden nicht durchsetzen – Ein Grund, warum Shell Holland verlässt

Shell-Chef Ben van Beurden deutete vor eineinhalb Jahren, als die Dividendensteuerreform im Parlament scheiterte, in einem Interview bereits an, dass man nun über eine Verlegung des Shell-Hauptsitzes und eine Reform der Konzernstruktur nachdenken werde.

Dass die Dividendensteuer in den Niederlanden nicht abgeschafft wurde, wie von der Regierung versprochen, führte auch schon dazu, dass der andere große niederländisch-britische Konzern, Unilever, seinen Hauptsitz nach London verlegte.

Shell-CEO Ben van Beurden kommentierte seinen bevorstehenden Umzug und den zahlreicher Shell-Spitzenmanager von Den Haag nach London Mitte nächsten Jahres mit den Worten: ´´Mir ist klar, dass das für viele Menschen hierzulande eine harte Botschaft ist. Aber ich betone: Die Vereinfachung der Konzernstruktur ist notwendig, damit die unsere neue Strategie schneller umsetzen können, um auch in Zukunft eine führende Rolle im Energiewandel spielen zu können.´´

Ben van Beurden – CEO Royal Dutch Shell

Shell steht nicht nur wegen des Klimawandels und des beim jüngsten Klimagipfel in Glasgow beschlossenen Ende von staatlichen Investitionen in fossile Brennstoffe unter enormen Druck, sich zu wandeln. Shell muss sich neu erfinden, viel mehr als bisher in erneuerbare Energien, in Elektrizität und in Wasserstoff investieren. Die entsprechenden Weichen dazu hat Ben van Beurden bereits gestellt, da das Ende des Ölzeitalters naht.

Druck auf das Shell-Management kommt aber auch von aktivistischen Anlegern. Der von Daniel Loeb gelenkte US-Hedgefonds Third Point fordert die Aufspaltung des Shell-Konzern – in einen Teil mit den ´´alten fossilen Energieträgern´´ und einen Teil mit den ´´neuen nachhaltigen Energieträgern´´ wie Elektrizität, Wind- Sonnen- und Wasserstoffenergie sowie den Shell-Tankstellen, die nun zügig mit Ladestellen für E-Autos ausgestattet werden. Daniel Loeb meint, das würde den Börsenwert von Shell enorm steigern. Daher hat er mit Third Point in den zurückliegenden Quartalen für 750 Mio. Dollar Shell-Aktien gekauft.

Die von Daniel Loeb vorgeschlagene Aufspaltung von Shell ist gar nicht so abwegig. Denn im Zuge des Energiewandels und des Konzernumbaus der Shell-Gruppe werden die erneuerbaren Energieaktivitäten weiterhin von den Niederlanden aus gesteuert. Auch die umfangreichen Forschungslabore von Shell bleiben in Den Haag und Amsterdam, betont Ben van Beurden. Das betrifft die Firmenteile ´´Renewables & Energy Solutions´´ in Den Haag und den ´´Energy Transition Campus´´ in Amsterdam. Shell investierte in erneuerbare Energiequellen in den zurückliegenden beiden Jahren 4,0 Mrd. Dollar.

Aber mit dem Wegzug von Shell aus Den Haag geht eine Epoche zu Ende.

Der Vorläufer von Shell, die ´´N.V. Koninklijke Nederlandsche Maatschappij tot Exploitatie van Petroleumbronnen in Nederlandsch-Indië´´ wurde 1890 in Den Haag gegründet. Der damalige König Wilhelm III. war sozusagen Taufpate. Er beteiligte sich mit 25 % am damaligen Aktienkapital der ´´Königlichen´´ wie der Ölkonzern seither im Volksmund in Holland genannt wird.

Der Ursprung – die Shell-Keimzelle in Den Haag – Hauptsitz des Öl- und Gas-Konzerns seit 1890

 

1907 fusionierte der damalige Chef der ´´Königlichen,„ Henri Deterding, die N.V. Koninklijke Nederlandse Petroleum Maatschappij in Den Haag mit der britischen ´´The Shell Transport and Trading Company plc´´ zur heutigen Royal Dutch Shell. Aber die Niederländer hatten bis zum Jahr 2004 die Mehrheit von 60 % an diesem Konzern. Die Briten hielten 40 % der Anteile.

Ende 2004 wurde diese Eigentumsstruktur zu Gunsten der Briten in eine gleichwertige von 50:50 Anteile geändert und wurde Shell schon eine britische Aktiengesellschaft, plc.

Am 20. Juli 2005 wurden die Aktien dieses neu strukturierten niederländisch-britischen Energiekonzerns namens ´´Royal Dutch Shell Koninklijke/Shell Groep´´erstmals gemeinsam an den Börsen in Amsterdam, London und New York verhandelt. Dort sind sie bis heute notiert.

 

HM-HETZELMEDIA

Von       : H.HETZEL, Den Haag

Datum     : 16.11.2021

Niederlande/Vereinigtes Königreich/Shell

Shell-Umzug nach London – ein Aderlass für die Niederlande

Verzweiflungsoffensive in Den Haag: Dividendensteuer abschaffen/

Die niederländische Regierung will Shell unbedingt in Holland halten

Von HELMUT HETZEL

 

Den Haag. Der Schock sitzt tief. Nach der Ankündigung des größten privaten europäischen Energiekonzerns Royal Dutch Shell, dass man den Hauptsitz von Den Haag nach London verlegen will, herrscht in Holland Entsetzen, Trauer, Wut, Ratlosigkeit und Aktivismus. Viele Politiker haben einen Kater, nachdem Shell-Chef Ben van Beurden noch einmal klar gemacht hat, dass der Hauptgrund für den Umzug von Den Haag nach London darin liegt, dass die niederländische Regierung die Dividendensteuer nicht abgeschafft hat.

Denn Fakt ist: Bisher gab es zwei Shell-Aktien. Die A-Aktien, die in Amsterdam  verhandelt werden und die B-Aktien, die in London und New York verhandelt werden. Die Shell-A-Aktien unterlagen der niederländischen Dividendensteuer. Die Shell-B-Aktien nicht. Das führte oft zu einem Kurs-Spread zwischen den Shell-Aktien, die in London und New York oft höher bewertet wurden als in Amsterdam. Das hinderte den Aktionsspielraum des Shell-Konzerns insgesamt, insbesondere bei Akquisitionen. Es ärgerte aber auch viele Anleger vor allem in Europa, die Shell-A-Aktien im Portefeuille hatten und Dividendensteuer bezahlen mussten.

Nun glühen in Den Haag die Telefone. Wirtschaftsminister Stef Blok startete eine Offensive, um im Haager Parlament doch noch eine Mehrheit für die Abschaffung der Dividendensteuer zu erhalten. Er lässt jeden der 150 Abgeordneten persönlich anrufen und fragt, ob er oder sie der Streichung der Dividendensteuer zustimmen wollen oder nicht.

Es ist eine Verzweiflungstat. Es ist der Versuch, die Dividendensteuer doch noch zu streichen, in der Hoffnung, dass dann auf der außerordentlichen Generalversammlung der Shell-Aktionäre am 10. Dezember diese möglicherweise doch noch gegen den Umzug nach London votieren und der Hauptsitz von Shell in Den Haag bleibt. Denn 75 Prozent der Shell-Aktionäre müssen am 10. Dezember der Verlegung des Hauptsitzes von Den Haag nach London noch zustimmen.

 

Stef Blok, Haager Wirtschaftsminsier

Doch die Chance, dass Wirtschaftsminister Stef Blok mit seiner Verzweiflungsoffensive Shell im Land der Tulpen zu halten, Erfolg hat, ist gering. Die oppositionellen Parteien der Linken, Grüne, Sozialdemokraten, Sozialisten, sind entschieden gegen eine Abschaffung der Dividendensteuer. Auch unter den beiden Regierungsparteien, den linksliberalen Demokraten ´66 und der streng christlich-calvinistischen Christen Union gibt es zahlreiche Abgeordnete, die einer Streichung der Dividendensteuer nicht zustimmen wollen. Die Chance, dass die Dividendensteuer in Holland doch noch fällt, sie tendiert daher gegen Null. Es steht so gut wie fest, dass die Royal Dutch Shell,  in Holland nur ´´die Königliche´´ genannt, rund 130 Jahre nach ihrer Gründung in den Niederlanden die Heimat im nächsten Jahr verlassen wird. Dass eine Mehrheit der Aktionäre den Umzug nach London am 10. Dezember noch blockieren könnte, gilt als unwahrscheinlich und wird auch von der Reaktion der Anleger an der Börse bereits signalisiert. Die Shell-Aktien legten an der Börse in Amsterdam seit Bekanntwerden der Umzugs- und Konzernumbaupläne bis Dienstagmittag bereits um 3,25 % auf 20,21 Euro zu. Das spricht Bände.

Heftige Kritik an der Haager Regierung, die den Auszug von Shell aus den Niederlanden nicht verhindert hat, kommt am Dienstag vom Arbeitgeberverband VNO-NCW.

Die VNO-NCW-Vorsitzende Ingrid Thijssen mahnt die Politik, sie soll jetzt endlich ´´zur Einsicht kommen. Der Umzug von Shell ist eine bittere Pille für unsere Wirtschaft. Es ist ein Aderlass für die Niederlande,´´ sagt sie. ´´Das ist nicht gut für den Wirtschaftsstandort Niederlande. Denn wenn große multinationale Konzerne ihren Hauptsitz hier haben, hat das auch eine gewisse Sogwirkung für andere Firmen. Das wirkt wie ein Magnet auf andere Unternehmen in der ganzen Welt. Das wird von vielen hier in den Niederlanden völlig unterschätzt,´´ stellt Arbeitgeberpräsidentin Thijssen fest. ´´Dein Herz schlägt dort, wo dein Bett steht,´´ so Frau Thijssen. Im Klartext: Das Herz von Shell wird künftig in London schlagen.

Shell Pl- und Gas-Plattform auf See

Dennoch in gewissen linken Kreisen rief der geplante Wegzug von Shell aus den Niederlanden sogar Jubel aus. Shell wirkt nämlich auf Umweltaktivisten wie ein rotes Tuch. Für sie gehört das ´´Shell-bashing´´ seit Jahrzehnten schon zum guten Ton, obwohl sie mit ihrem Auto immer auch regelmäßig Shell-Benzin tanken.

Der ehemalige Vorsitzende von Greenpeace und Sozialdemokrat Joris Thijssen beweist das. Er twitterte: ´´Der Umzug von Shell nach London ist ein Segen für unser Land.´´ Kaum war der Tweed on-line, da brach ein Shitstorm über Thijssen herein.

Joris Thijssen löschte den Tweed schon nach wenigen Minuten wieder. Jetzt plötzlich gibt es Solidarität mit Shell in den Niederlanden. Aber sie kommt zu spät. Eine Perle der niederländischen Industrie wurde auf dem Altar der Öko-Ideologie geopfert und aus dem Land gejagt. Armes Holland.

 

Shell-Tankstelle – und inzwischen auch Ladestation für E-Autos

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