HM-HETZELMEDIA
Von : H.HETZEL, Den Haag
Datum : 29.6.2023
Niederlande/Prostitution
Das Amsterdamer Rotlichtviertel muss bleiben/Bürgerinitiative gegen den Bau eines Eros-Centers vor den Toren der Stadt und die Schließung des weltberühmten Amsterdamer Red Light Districts „De Wallen“
Von HELMUT HETZEL
Amsterdam. Die niederländische Hauptstadt Amsterdam hat viele Attraktionen. Die weltberühmten Museen mit Werken der niederländischen Maler-Meister Rembrandt, Vincent van Gogh, Paulus Potter, Johannes Vermeer. Die Grachten, das Anne Frank Haus und natürlich das einzigartige Rotlichtviertel „De Wallen.“ Der „Red Light District“ wie die „Wallen“ auf Englisch genannt werden, zieht mehr Touristen nach Amsterdam als Rembrandts berühmtestes Gemälde „Die Nachtwache,“ die im Rijksmuseum zu sehen ist. Wer „De Wallen“ nicht gesehen hat, der war nicht in Amsterdam.
De Wallen
Auf den „Wallen,“ so wird der weltberühmte Amsterdamer Rotlichtbezirk im Volksmund genannt, arbeiten schätzungsweise sechstausend Prostituierte. Sie bieten hier ihre sexuellen Dienstleistungen gegen Bezahlung an. Sie sitzen hinter mit rotem Licht ausgeleuchteten Fensterscheiben in verführerischer Pose und locken die Kunden an.
Sie werden „Sex Workers“ – Sex-Arbeiterinnen oder -Arbeiter genannt, denn es sind auch Männer und Transsexuelle darunter. Die Szene auf den „Wallen“ ist bunt.
Der Basistarif für ein sexuelles Abenteuer beginnt bei 50 Euro für ein „Quickie.“ Fast alle Touristen, die Amsterdam besuchen, machen einen Bummel über „De Wallen.“ Man muss sie einfach gesehen haben. Vor allem Touristen aus den USA und aus Japan reiben sich die Augen, weil sie so etwas noch nie bestaunen konnten.
Nun sollen „Die Wallen“ weg. Der rot-grün dominierte Stadtrat mit der grünen Bürgermeisterin Femke Halsema an der Spitze erwägt allen Ernstes den ältesten Stadtteil der niederländischen Hauptstadt in dem sich das Rotlichtviertel befindet, zu sanieren. Halsema & Co. wollen ein Eros-Center vor den Toren der Stadt bauen lassen und dort das Geschäft mit dem bezahlten Sex konzentrieren. Es soll vorbei sein mit der Prostitution in der Amsterdamer Innenstadt.
Der Rotlichtbezirk muss bleiben
Gegen diesen Plan gibt es heftige Proteste. Nicht nur von den Prostituierten, die unbedingt hier bleiben wollen, sondern von zahlreichen Einwohnern, Unternehmern, Vereinigungen. Sie haben sich jetzt zusammengeschlossen und führen eine Kampagne gegen den Bau eines Eros-Centers und gegen die Schließung von Amsterdams weltberühmten Rotlichtbezirk. „For a liveable inner city, against the erotic centre,“ – für eine lebbare Innenstadt – Gegen das Eros-Center, nennt sich die Initiative.
Die Initiatoren der Bürgerinitiative zum Erhalt des Amsterdamer Rotlichtviertels sind berühmte Amsterdamer: Mariska Majoor, Ex-Prostituierte, Gründerin des „Prostitution Information Centre PIC,“ und Autorin zahlreicher Bücher über den Red Light District. Mit dabei ist auch: Theodoor van Boven, Gründer und Eigentümer der „Condomerie,“ einem Shop für Kondome und Sex-Toys, den man einfach gesehen haben muss, sowie die Kunst- und Literaturvereinigung „Association Blaauwlakenblok.“
Sie starteten eine Webseite www.tekentegen.nl
Stimm´ dagegen – und damit eine Unterschriftenaktion und wollen erreichen, dass der Rotlichtbezirk auf den „Wallen“ erhalten bleibt. „Wir sind die Stimme der Stadt. Sie sollte gehört werden,“ so ihr Motto.
Red Light District – kulturelles Erbe von Amsterdam
“Der Spirit des Red Light Districts muss erhalten bleiben. Wenn man das erotische Vergnügen aus dem Red Light District verbannt und die Rotlicht-Bordelle schließt, dann verändert sich ein großer Teil der Innenstadt und des Stadtteils, der für die Kultur und die Geschichte von Amsterdam mitbestimmend war und ist. Die Stadt sollte das nicht tun,“ fordert Mariska Majoor gegenüber HM-HETZELMEDIA.
„Der heutige Red Light District ist Teil des kulturellen Erbes von Amsterdam. Er gehört zu dieser Stadt. Das ist ein ganz besonderes Stadtviertel.“ Es ist das älteste Stadtviertel von Amsterdam. Hier ist Amsterdam 1230 als Fischerdorf entstanden.
Majoor kündigt an, dass in der Stadt sechstausend Poster platziert werden auf denen gegen die Schließung des Rotlichtbezirks plädiert wird.
Der Mitinitiator der Initiative Theodoor van Boven dazu: “Es ist bemerkenswert, dass so viele gesellschaftliche und kulturelle Organisationen uns unterstützen. Sie alle sind gegen den Bau eines Eros-Centers und die Schließung des Rotlichtviertels.“
Die bizarren Pläne der rot-grünen Koalition und der Grünen-Bürgermeisterin Femke Halsema, ein Eros-Center in einem anderen Stadtteil zu bauen und das berühmte Rotlichtviertel zu schließen, stoßen aber auch in den Vierteln auf großen Widerstand, in dem das neue Eros-Center gebaut werden soll.
Denn als möglicher Standort für das neue Eros-Center ist ausgerechnet die Amsterdamer „Zuid-As,“ die Südachse der Stadt zwischen dem Flughafen Schiphol Airport und dem Messezentrum RAI, im Gespräch. Das ist das Business-Zentrum von Amsterdam, wo auch das World Trade Center WTC und die Europäische Gesundheitsagentur „European Medicines Agency (EMA)“ ihren Sitz hat. Ein Eros-Center also neben der EMA und dem WTC, sHintergrund der kuriosen Pläne des grün-roten Stadtrats: Amsterdam will weg vom Massentourismus und hin zum Qualitätstourismus. Die Touristen, die die niederländische Hauptstadt besuchen, sollen hier nicht zu den Prostituierten, sie sollen in die Museen. Der grün-rote Amsterdamer Stadtrat will also die Touristen, die in die Stadt kommen, erziehen.
Links:
https://en.wikipedia.org/wiki/De_Wallen
https://www.hetzelmedia.com/amsterdam-will-drogenverkauf-in-coffeeshops-an-auslaender-verbieten/
Das aktuelle Buch von Mariska Majoor über den Amsterdameer Rotlichtbezirk:
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