HM-HETZELMEDIA
Von : H.HETZEL, Den Haag
Datum : 3.12.2023
Niederlande/Kunst
„Wir haben eine Seele“ – Pop-Art-Gallery „Island Gallery“ neuer Hotspot im Haager China-Town/ Deutsche Künstlerin Alexa Thelen-van den Hoek stellt dort aus
Von HELMUT HETZEL
Den Haag. Schlendert man durch das Stadtviertel China Town in Den Haag, muss man die Augen offen halten. Nicht nur weil unzählige chinesische, vietnamesische, koreanische, japanische, thailändische, indonesische Restaurants sowie das Fisch-Bistro von Simonis zum Essen einladen, sondern, weil man auch einmal aufmerksam auf die Bordsteinkanten an den Straßenrändern schauen sollte. Dort kann man eingemeißelt in den Stein chinesische und niederländische Sprichworte und Volksweisheiten lesen – in Chinesisch und in Niederländisch. Zwischen den vielen asiatischen Restaurants laden aber auch noch unzählige Frisör-Salons und Kosmetik-Läden zu Maniküre oder Pediküre. Eine typisch holländische Kneipe gibt es auch noch und eine riesige Warenhaus-Boutique mit asiatischer Kunst und Einrichtungsgegenständen. China-Town Den Haag ist ein wunderschöner Mikrokosmos der Kulturen.
Neuer Hotspot im Haager China Town aber ist eine Galerie, die „Island Gallery.“ Sie ist im wahrsten Sinne des Wortes eine Insel mitten im diesem ansonsten quirligen Haager Stadtviertel, das vor Ausbruch des Zweiten Weltkrieges, der Besatzung der Niederlande durch Nazi-Deutschland (1940-1945), und dem Holocaust das jüdische Herz Den Haags war. Aber nur wenige Haager Juden haben den Holocaust überlebt. Die einstige Synagoge hier in China Town ist heute eine Moschee. Aber einen buddhistischen Tempel, den sucht man hier vergebens.
Doch nun ist die „Island Gallery“ da mit ihrer wunderschönen modernen Pop-Art. Sie versprüht eine Art amerikanisches Andy Warhol-Feeling mitten in diesem chinesisch-asiatischen Haager Stadtviertel. Sie ist ein „buitenbeentje“ hier, wie die Niederländer sagen, etwas Außergewöhnliches. Etwas Besonderes. „Wir haben eine Seele,“ sagt Galeristin Mascha Ekkel im Gespräch mit HM-HETZEL-MEDIA. Die wie viele Niederländerinnen groß gewachsene 50jährige Kunstliebhaberin und Galeristin, die zusammen mit dem Eigentümer der Gallery, dem Kunstmäzen Peter Merceij, diese wunderschöne Galerie im Haager Chinesen-Viertel eröffnete, hat der „Island Gallery“ den Haager Pop-Art-Blues eingehaucht. „Peter hat mir Carte Blanche gegeben. Ich konnte hier schalten und walten, wie ich wollte und alles so einrichten, wie es mir gefiel,“ freut sich Mascha Ekkel noch immer. Ihr Elan ist ansteckend. Sie ist in der Tat die Seele dieser einzigartigen neuen Galerie in Den Haag.
Frage: Was ist das Konzept für diese Galerie? Antwort: „Wir wollen die Werke der neuen Generation vor allem junger niederländischer Künstler und Designer zeigen. Das ist unser Konzept. Wir arbeiten mit der Fashion Week New York und Den Haag zusammen, wir arbeiten mit dem Salone del Mobile in Mailand zusammen. Wir zeigen aber auch Glasskulpturen aus Japan, südafrikanische “Home Juwelen“ und natürlich auch unser berühmtes niederländischen Porzellan „Delfts Blau,“ sagt Mascha Ekkel.
Ein Highlight in der laufenden Ausstellung der „Island-Gallery“ sind Werke der in den Niederlanden lebenden deutschen Künstlerin Alexa Thelen-van den Hoek (60) . Sie zeigt hier ihre neuesten Kreationen wie „The Meaning of Communications“ und das „Erbgut der Monarchie.“ In ihrem teilweise mit einen Drei-D-Printer gefertigten mehrdimensionalen Werk über die Bedeutung der Kommunikation versucht sie, den Riss und die Polarisierung der öffentlichen und der veröffentlichten Meinung darzustellen, wie er sich besonders in den sozialen Medien offenbart. Stichwort: Fakenews. Oder Hetze. „Wir verstehen uns oft einfach nicht mehr. Wir reden aneinander vorbei, hören oft nicht mehr zu, was der andere sagt. Es gibt so etwas wie eine „gestörte Kommunikation,“ sagt sie, während sie auf ihr Bild blickt. Die gestörte Kommunikation im öffentlichen Diskurs ist in ihrem Kunstwerk gut sichtbar – auf der einen Seite werden die von einem Drei-D-Printer gedruckten Buchstaben spiegelbildlich wieder gegeben. Sie haben auch eine andere Farbe. Sie symbolisieren die Kluft aus der das sich Nicht-mehr-Verstehen entsteht. Das Bild ist ein Meisterwerk.
Analytisch und hintergründig auch das andere Gemälde der in Trier geborenen Alexa Thelen-van den Hoek. Das „Erbgut der Monarchie.“ Zu sehen ist eine Skizze das Palastes „Huis ten Bosch“ in dem König Willem-Alexander (56) der Niederlande und Königin Maxima (52) mit ihren drei Töchtern, Kronprinzessin Amalia (19), Alexia (17) und Arianne (15) leben. Erst beim näheren Hinsehen entdeckt man, dass sich hinter der Skizze des Palastes ein auf den ersten Blick unsichtbares Portrait von König Willem-Alexander befindet. Auch erst auf den zweiten Blick erkennbar sind die vielen Titel, die König Willem-Alexander hat, die die Künstlerin gekonnt in ihr Werk einbaute. „Es ist eine riesige Titel-Litanei,“ sagt Alexa und grinst.
Wie ist sie zur Malerei gekommen?
„2011 begann ich mit der Acrylmalerei. Vorerst standen Porträts im Vordergrund sowie Ansichten von Städten und Gebäuden – alles in einem Popart-Stil. Diese waren schnell so populär, dass ich viele Aufträge bekam und beschloss, meine eigene Website popartizer.com einzurichten. Im Laufe der Zeit war mir Popart jedoch nicht mehr genug, und ich wollte mehr lernen über die Malerei. So besuchte ich die Europäische Kunstakademie in Trier, wo ich Acrylmalerei bei Mick Starke und Porträtmalerei studierte und Kurse besuchte bei Joe Allen und Roland Satlow.
Seit dieser Zeit haben sich meine künstlerischen Möglichkeiten und mein Repertoire kontinuierlich
erweitert. An meinen Popart-Bildern interessieren mich hauptsächlich die Kontraste: Wo liegen Licht und Schatten? Wie erhöhe ich die Bildschärfe? Wie erreiche ich Distanz oder Nähe?“ erklärt Alexa die Philosophie ihres künstlerischen Schaffens.
China-Town Den Haag hat einen neuen Magneten: Die Island Gallery. Die Galerie ist in einem Haus untergebracht, das nach seiner aufwendigen Renovierung mit dem Berlage-Preis ausgezeichnet wurde. Hendrik Petrus Berlage (1856-1934) war einer der bedeutendsten niederländischen Architekten, der den Wandel vom Historismus zur Moderne wesentlich beeinflusste. In den Gebäuden, die er schuf, wird dies in einem neuen architektonischen Stil sichtbar, der typischen Berlage-Architektur.