HM-HETZELMEDIA

Von       : H.HETZEL, Den Haag

Datum     : 26.8.2019

Niederlande/Großbritannien/EU/Brexit

 

Vom Brexit zum Exit

Immer mehr britische Firmen verlassen das Vereinigte Königreich/Viele ziehen in die Niederlande/Holländer wollen am Nordseestrand am 31. Oktober ,,winke, winke‘‘ gen Großbritannien machen

Von HELMUT HETZEL

Den Haag. Der Countdown läuft. Der  Brexit rückt immer näher. Am 31. Oktober ist es soweit. Es droht ein No-Deal-Brexit, der Austritt des Vereinigten Königreichs aus der Europäischen Union (EU) ohne Vertrag. Wird es ein Halloween-Horror-Brexit für Großbritannien und die EU?  Der britische Premierminister Boris Johnson scheint das zu wollen – Raus aus der EU um jeden Preis. Oder wird Boris Johnson und sein Kamikaze-Kurs noch rechtzeitig gestoppt? Gibt es Neuwahlen im Vereinigten Königreich – ein zweites Referendem – wird der Brexit in letzter Minute gestoppt?

Exit britischer Firmen – auf nach Holland

Fest steht aber jetzt schon: Der Brexit droht  zu einem Exit britischer Firmen zu werden. Immer mehr Unternehmen ziehen in ein EU-Land um. Sehr beliebt bei britischen oder in Großbritannien ansässigen ausländischen Unternehmen als neues Domizil sind die Niederlande. Wie die Foreign Investment Agency (NFIA), die zum Haager Wirtschaftsministerium gehört, mitteilt, haben inzwischen bereits 98 Unternehmen ihren Umzug von Großbritannien in die Niederlande eingeleitet oder schon vollzogen. Im vergangenen Jahr waren es erst 38 Firmen, die von Großbritannien kommend ihre Zelte in Holland aufgeschlagen haben.

 

 

Noch mehr Firmen wollen weg aus Großbritannien – Holland lockt

,,Je näher der Brexit rückt, desto mehr Unternehmen müssen sich entscheiden, ob sie in Großbritannien bleiben wollen oder aber ob sie ihren europäischen Hauptsitz in ein EU-Land verlegen, stellt NFIA-Direktor Jeroen Nijland fest. ,,Wir versuchen die im Vereinigten Königreich ansässigen Firmen, die dort weg wollen, davon zu überzeugen, dass für sie die Niederlande der beste Standort in der EU ist. Wir haben eine hervorragende Infrastruktur, auch in digitaler Hinsicht, gut ausgebildetes und Englisch- sowie mehrsprachiges Personal sowie für Firmen eine attraktive Steuerpolitik. Außerdem bietet Holland eine hohe Lebensqualität.‘‘ Die NIFA ist nach Angaben von Nijland noch mit 325 weiteren Unternehmen im Gespräch, die Großbritannien wegen des Brexits verlassen wollen. ,,Darunter sind auch einige große Namen,‘‘ so Nijland. Die ,,großen Namen‘‘ könne er aber noch nicht nennen.

Die EMA ist schon da in Amsterdam

Eine große europäische Organisation hat ihren Umzug von London nach Amsterdam schon eingeleitet. Es ist die Europäische Medizin Agentur EMA. Sie wird ihren Hauptsitz künftig in Amsterdam haben. Die EMA beschäftigt 900 festangestellte Mitarbeiter und empfängt als medizinische Aufsichtsbehörde der EU jährlich bis zu 40.000 Besucher. Der Umzug der EMA von London nach Amsterdam erfreut also auch die Amsterdamer Hotels und die dortige Gastronomie.

Der EMA-Umzug nach Amsterdam übt eine Sogwirkung auf Pharmakonzerne aus. So hat der französische Pharmakonzern Sanofi angekündigt, seine Europazentrale direkt neben dem künftigen Gebäude der EMA im Südosten der niederländischen Hauptstadt aufzubauen.

Novartis kommt nach Amsterdam

Auch der Schweizer Pharmakonzern Novarits kommt nach Amsterdam. Er wird seine bisherige Holland-Dependance (400 Mitarbeiter) von Arnheim nach Amsterdam verlegen, kündigte Novartis an. Nach Amsterdam kommen wollen ferner die US-Pharmakonzerne Kyte Pharma und Alnylam. Sie befinden sich in bester Gesellschaft. Denn auch die US Food and Drugs Agency, der amerikanische Gegenpol der EMA, wird demnächst eine Niederlassung in Amsterdam eröffnen.

Für die 3,5 Mio. EU-Bürger in Großbritannien wird es jetzt ungemütlich

 

Für EU-Bürger wird es in Großbritannien jetzt schon ungemütlich. So berichtet der preisgekrönte bretonische Bäcker und Kochbuchautor Richard Bertinet, der in Bath eine Bäckerei und Kochschule betreibt, 31 Jahre in Großbritannien lebt und arbeitet, eine britische Frau und drei britische Kinder aber noch einen französischen Pass hat, dass er nach einem Brexit ab dem 30. Juni 2021 Großbritannien verlassen muss. Denn Bäcker Bertinet hat nur einen so genannten ,,Pre settled Status.‘‘

Er habe versucht einen ,,Settled Status‘‘ zu erhalten. Den aber würden ihn die britischen Behörden bis heute vorenthalten, berichtet Bertinet in ,,Sky News.‘‘

Die Niederländer wiederum wollen sich mit einer ganz großen Geste von ihrem Nordsee-Nachbarn Großbritannien verabschieden. Ron Toekook (52) plant ein großes Happening am 31. Oktober am Strand von Wijk aan Zee. Dort wollen die Niederländer vom Strand aus in Richtung der britischen Insel ,,Winke, winke‘‘ machen und die Briten aus der EU verabschieden. ,,Bye, bye UK‘‘, so das Motto des Abschiedswinkens. Mehr als 11.000 Niederländer haben sich bei Ron Toebook zum Abschiedsgruß an die Briten am Strand bereits angemeldet. So manche Träne wird dann wohl auch fließen. Denn Niederländer und Briten verbindet nicht nur die Nordsee, sie haben ein ganz spezielles Nachbarverhältnis über das Wasser hinweg, kulturell, wirtschaftlich (Royal Dutch Shell, Unilever, Freihandel), politisch – und auch in vielen engen persönlichen und familiären Beziehungen

 

 

https://news.sky.com/video/anti-prorogation-protester-i-looked-after-your-children-now-you-kick-me-out-11796458

 

 

Links:

www.helmuthetzel.com

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www.haagsche-salon.com

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