HM-HETZELMEDIA
Von : H.HETZEL, Den Haag
Datum : 12.2.2021
Niederlande/Großbritannien/Börse
Brexit-Exit: Nach 415 Jahren: Amsterdam wieder größte Börse in Europa/London von Platz eins verdrängt/Brexit lässt in Holland die Kassen klingeln
Von HELMUT HETZEL
Amsterdam. Die Folgen des Brexit werden immer deutlicher sichtbar. Nun auch auf den Finanzmärkten. Denn der Finanzplatz London muss in Folge des Brexits, dem Austritt der Briten aus der EU, die Führungsposition unter den europäischen Handelsplätzen für Aktien an Amsterdam abtreten. An den Börsen in der niederländischen Hauptstadt wurden im Januar mehr Aktien gehandelt als in London. Das geht aus Daten der Terminbörse Cboe Europe hervor. Nach Angaben der Cboe betrug das tägliche Handelsvolumen in Amsterdam im Januar 9,2 Mrd. Euro. London kam ´´nur´´ auf ein Handelsvolumen von 8,6 Mrd. Euro.
Die 1606 gegründete älteste Börse der Welt in Amsterdam ist nun, nach 415 Jahren, also wieder die größte Aktienbörse in Europa. Der Brexit machts möglich. Die Freude in Amsterdam und in den Niederlanden ist groß. Der Brexit lässt in Holland die Kassen klingeln. 1606 wurden in Amsterdam die ersten Aktien der ´´Vereinigten Ostindischen Compagnie VOC„ ausgegeben und verhandelt. Die VOC beherrschte mit ihrer riesigen Flotte damals die Weltmeere sowie die einstige niederländische Kolonie Indonesien. Amsterdam ist also die Wiege der Aktie, der Börse und des Aktienhandels.
Finanzexperten hatten schon lange vor dem Brexit vor den gravierenden negativen Folgen des Austritts Großbritanniens aus der EU und damit auch aus dem EU-Binnenmarkt gewarnt. Nun sind sie da.
In Finanz- und Börsenkreisen geht man davon aus, dass die Verlagerung der Handelsströme von London nach Amsterdam ´´mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit´´ dauerhaft sein wird.
Der Grund: Die EU verlangt, dass in Euro notierte Aktien in der EU gehandelt werden müssen.
Das haben die Cboe-Aktienplattformen und die einst in London angesiedelte Turquoise-Plattform rechtzeitig erkannt. Sie sind schon 2016 nach dem Brexit-Votum nach Amsterdam umgezogen. Die einst in London ansässigen Broker machen ihre Umsätze nun in Amsterdam, obwohl sie natürlich weiterhin mit London digital verbunden, also per Computer ´´connected´´ sind. Aber ihr Börsenhandel in EU-Aktien findet eben nun in Amsterdam statt. Ausgeführt wird er von nur etwa zehn Mitarbeitern der CBOE Europe, die in Amsterdam-Süd, direkt neben dem Hauptsitz der ABN Amrobank sowie direkt neben der Amsterdamer Börse am ´´Nieuwezijds Voorburgwal´´ im Zentrum ihre Büros haben. Cboe ist eine Tochter der Optionsbörse in Chicago.
Fest steht: Der Brexit schafft in den Niederlanden massenweise neue Arbeitsplätze, da immer mehr Firmen von London nach Amsterdam umziehen wollen oder schon umgezogen sind. Wie die ´´Netherlands Foreign Investment Agency (NFIA)´´ mitteilte, zogen seit 2018 rund 400 Firmen neu in die Niederlande, 80 davon kamen aus Großbritannien.
Börse London – der Brexit-Loser
Insgesamt haben sich seit dem Brexit-Referendum vor vier Jahren laut NFIA 140 aus Großbritannien kommende Firmen in den Niederlanden neu niedergelassen. Sie schufen 4000 neue Arbeitsplätze und investierten 375 Mio. Euro in den Niederlanden. ,,Es wählen auch immer mehr Firmen aus Indien und aus Kanada die Niederlande als ihren europäischen Standort, weil die Briten die EU verlassen haben. Jetzt kommen sie zu uns,‘‘ freut sich NFIA-Direktor Jeroen Nijland. Der Brexit ist Profit pur für die Niederlande.
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