HM-HETZELMEDIA

Von       : H.HETZEL, Den Haag

Datum     : 4.10.2024

Niederlande/Malerei/Vermeer

Die Magie des Johannes Vermeer – Er malte: Die Mona Lisa der Niederlande

„Das Mädchen mit dem Perlenohrring“ von Vermeer hat den „magischen Blick“ und ein „magisches Dreieck“/Es löst beim Betrachter große Emotionen aus

Von HELMUT HETZEL

Den Haag. Je länger man auf das Vermeer-Gemälde „Mädchen mit dem Perlenohrring“ schaut, desto „heftiger“ wird das Gefühl für das Mädchen.

Das beweist eine wissenschaftliche Untersuchung, die im Auftrag des Haager Mauritshuis-Museums durchgeführt wurde. Dabei wurde untersucht, wie das Gehirn des Betrachters beim Anblick des Gemäldes des berühmten niederländischen Malers Johannes Vermeer (1632-1675) reagiert im Vergleich zu anderen Werken des Museums und welche Reaktionen das beim Betrachter auslöst.

Das Ergebnis der Studie:

„Oxytozin, Endorphine und Dopamin, diese drei Stoffe werden im Gehirn freigesetzt, wenn der Betrachter das Mädchen mit dem Perlenohrring anschaut,“ sagt Erik Scherder, Professor für Neuropsychologie an der Freien Universität Amsterdam. Anders gesagt: Das Belohnungssystem des Gehirns wird aktiviert. „Die Wirkung ist, dass man sich mit dem Mädchen verbunden fühlt, dass man sich zu ihr hingezogen fühlt.“

Frage: Sind diese Emotionen gar mit Verliebtheit vergleichbar? „Diese Schlussfolgerung könne man nicht ziehen“ behauptet Scherder. „Es ist eher ein Gefühl der Verbundenheit mit dem Mächden.“

Vor einem Jahr beauftragte das Haager Mauritshuis-Museum die Firma Neurofactor, zu untersuchen, ob es einen Unterschied macht, das Mädchen mit dem Perlenohrring von Vermeer im Original oder als Reproduktion zu sehen. Zwanzig Personen nahmen an der Studie teil. Diese bestand aus zwei Phasen: Eine Gruppe setzte eine tragbare digitale EEG-Kappe und einen Eyetracker auf und ging dann durch das Museum. Dabei sahen sie das Mädchen mit dem Perlenohrring und vier andere Gemälde. Anschließend betrachteten sie drei Reproduktionen des gleichen Genmäldes in der Bibliothek des Mauritshuis. Die anderen zehn Versuchspersonen folgten demselben Ablauf, aber in umgekehrter Reihenfolge. In der zweiten Phase wurde bei den zwanzig Teilnehmern ein funktionales MRT des Gehirns durchgeführt.

Die Untersuchung ergab, dass das Betrachten des echten Mädchens mit dem Perlenohrring eine zehnmal stärkere emotionale Reaktion hervorruft als das Betrachten einer Reproduktion des berühmten Vermeer-Gemäldes. Dieser Effekt zeigte sich auch bei den anderen vier Gemälden, darunter Rembrandts berühmtes Selbstporträt und „Die Geigenspielerin“ des Malers Van Honthorst.

Rembrandt, Selbstportrait 1669, im Mauritshuis-Museum in Den Haag zu sehen

Aber: Warum das so ist, das wurde leider nicht untersucht. Daher gibt es darauf – noch – keine konkrete Antwort, so die Forscher. Es sollte daher eine zweite, eine weitere Studie stattfinden.

Der Neuropsychologe Scherder erklärt: „Es könnte an der Umgebung liegen. Man sieht die anderen Gemälde. Man geht durch ein Museum. Das ist anders, als wenn man ein Poster des Gemäldes im Wohnzimmer hängen sieht. Die Umgebung des Museums ist ein enormer Anreiz für das Gehirn.“

Die Aufmerksamkeitsschleife

Die Untersuchung ergab auch, dass Vermeers Gemälde das neurologische Phänomen „Sustained Attentional Loop“ auslöst.  Dieses Phänomen „Anhaltende Aufmerksamkeits-Schleife“ auf Deutsch, kam beim Betrachen der anderen vier Gemälde nicht vor.

Dieses Phänomen beschreibt den „magischen Blick“ des Mädchens mit dem Perlenohrring sowie das damit durch Vermeer in der Darstellung kreierte „magische Dreieck“: Auge, Mund, Perlenohrring.

 

Das magische Dreieck: Auge – Mund – Perlenohrring

Der Blick auf dieses „magische Dreieck“ im Vermeer-Gemälde fesselt den Betrachter. Es ist dieses „magische Dreieck“ von dem sich der Betrachter nur schwer wieder lösen kann.

Das „magische Dreieck“ zieht die Aufmerksamkeit des Betrachters permanent an. Folge: Man schaut es länger an. „Und je länger man hinschaut, desto schöner wird es,“ sagt der Forscher Martin de Munnik. „Man wird förmlich von dem Gemälde gefangen genommen, man ist fasziniert.“

Wie bei den meisten Gesichtern schauen Betrachter zuerst auf die Augen und den Mund. Dann richtet sich die Aufmerksamkeit auf die Perle, um dann wieder zu den Augen und zum Mund zurückzukehren. Dieses Phänomen führt dazu, dass man länger hinschaut als bei anderen Gemälden. Dieses Phänomen der „Anhaltenden Aufmerksamkeits-Schleife“  wurde bei den Versuchspersonen nur beim Betrachten des „Mädchens mit dem Perlohrring“ festgestellt.

Bemerkenswert: Wenn die Versuchspersonen das andere große Meisterwerk von Vermeer „Die Ansicht von Delft“ sich ansahen, dann tauchte dieses Phänomen in ihrem Gehirn nicht auf.

Mona Lisa

 

Mona Lisa – das Meisterwerk des Leonardo da Vinci

„Das bedeutet übrigens nicht, dass kein anderes Gemälde dies haben könnte“, sagt Scherder. „Es ist nicht einzigartig. Es könnte beispielsweise auch bei der Mona Lisa und ihrem Lächeln der Fall sein. Es geht um dieses charakteristische und magische Dreieck.“

Höchste Zeit also, dass das Lächeln der Mona Lisa mit betrachtenden Versuchspersonen ebenfalls wissenschaftlich untersucht wird.

Das alles erklärt nun schlüssig die große Beliebtheit des „Mädchens mit dem Perlenohrring“ beim Publikum im Vergleich zu anderen Gemälden, die auch im Mauritshuis-Museum zu sehen sind.

Martine Gosselink, Direktorin des Mauritshuis-Museums in Den Haag

Martine Gosselink, Direktorin des Mauritshuis-Museums, sagt dazu. „Manchmal fragen mich Leute, ob ich mich am „Mädchen mit dem Perlenohrring“ nach all den Jahren in denen ich es regelmäßig gesehen habe, nicht satt gesehen  habe. Aber das Gegenteil ist der Fall. Ich habe das „Mädchen mit dem Perlenohrring nur noch mehr lieben gelernt. Und jetzt weiß ich auch warum.“

Das Mädchen mit dem Perlenohrring von Johannes Vermeer ist die Mona Lisa der Niederlande

Links:

https://nl.wikipedia.org/wiki/Johannes_Vermeer

https://www.mauritshuis.nl/

www.hetzelmedia.com

www.helmuthetzel.com

www.haagsche-salon.com

Vermeer: Ansicht von Delft

Vermeer: Die Kupplerin

 

Johannes Vermeer (1632-1675)  Er ist nur 43 Jahre alt geworden und malte 37 fantastische Bilder.

Das Mädchen mit dem Perlenohrring ist sein Meisterwerk. Es ist die Mona Lisa der Niederlande

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