HM-HETZELMEDIA
Von : H.HETZEL, Den Haag
Datum : 5.9.2022
Niederlande/Deutschland/Belgien/EU/Energie
Energiekrise:
Niederländische und belgische Politiker fordern von Deutschland Solidarität in der Energiepolitik
Die Entscheidung Deutschlands über Abschaltung der Kernkraftwerke wird Auswirkungen auf Den Haag in die Wiederaufnahme der Gasförderung in Groningen haben
Von HELMUT HETZEL
Den Haag. In den Niederlanden und Belgien wächst der Unmut über die deutsche Energiepolitik, weil Berlin immer noch nicht entschieden hat, ob die drei sich noch am Netz befindlichen deutschen Kernkraftwerke Ende des Jahres abgeschaltet werden oder nicht und ob die drei bereits abgeschalteten Atomkraftwerke wieder in Betrieb genommen werden oder nicht. ´´In der derzeitigen Energiekrise erwarten die europäischen Partner und die Märkte, dass nun auch Deutschland seine Verantwortung übernimmt und in der Energiepolitik Entscheidungen ohne Tabus trifft,´´ sagt die die niederländische Christdemokratin Esther de Lange (47). Es sei den Niederländern ´´nicht vermittelbar,´´ dass Deutschland seine eigenen Atomkraftwerke abschalten wolle und gleichzeitig höhere Gaslieferungen von den Niederlanden fordere. ´´Die nächsten drei Winter werden hart,´´ prognostiziert de Lange.
Heftige Kritik an der deutschen aber auch an der belgischen Energiepolitik in diesen Krisenzeiten kommt auch aus Belgien. ´´Öl, Gas, Kohle durften als Energiequellen nicht mehr eingesetzt werden. Es wurde nicht in den Auf- und Ausbau von Reserven investiert. Deutschland hat nicht einmal ein Terminal zur Entladung und den Transport von Flüssiggas (LNG-Gas). Die beiden dümmsten Länder in Europa, Belgien und Deutschland, haben parallel dazu auch noch ihre Atomkraft abgeschafft. Viele Energiequellen wurden einfach beiseitegeschoben und so haben wir uns ganz und gar vom russischen Gas und von Putin abhängig gemacht,´´ stellt der belgische Politiker Bart De Wever in einem Interview mit dem TV-Magazin ´´De Zevende Dag´´ fest. ´´Jetzt hängen wir.´´ Bart De Wever (51) ist Mitglied des flämischen Parlaments, amtierender regierender Bürgermeister von Antwerpen und Vorsitzender der flämischen ´´Nieuwe-Vlaamse Alliantie N-VA,´´ der größten und einflussreichsten Partei in Belgien.
Noch härter ins Gericht mit der deutschen Energiepolitik geht der niederländische Wissenschaftler und Journalist Arnout Jaspers in einem Beitrag für das News-Portal ´´Wynia’s Week.´´ ´´In dieser Situation der Energiekrise braucht man gar keine tiefschürfende Analyse anzustellen, um die dafür Verantwortlichen anzuweisen. Es ist die Umweltschutzbewegung. Es ist Greenpeace. Es sind die Grünen, hauptsächlich in Deutschland und in Belgien. Ihre scheinbar unendliche ideologische Blindheit grenzt schon an Landesverrat.´´
5,0 Mio Tonnen CO-2 durch Kohlekraftwerke
Weiter: ´´Beispiel Deutschland: Kohlen anstatt Kernenergie. Ich plädiere hier nicht für die Errichtung von Tribunalen, aber ich hoffe, dass die Grünen in Deutschland und in Belgien für ihre Politik von den Wählern beim nächsten Urnengang nach einem Krisenwinter, der uns droht, und aufgrund dieser haushohen Energiepreise, hart bestraft werden,„ schreibt Arnout Jaspers weiter.
´´Man muss wissen: Jedes Gigawatt Atomstrom, das durch eine Kohlezentrale ersetzt werden muss, bringt zusätzlich 5,0 Mio. Tonnen CO-2-Ausstoß jährlich,„ stellt Jaspers fest. ´´Und dann hält der deutsche Minister Robert Habeck von den Grünen nach wie vor am Atomausstieg fest und will alle deutschen Kernzentralen Ende des Jahres abschalten lassen. Der letzte Rest von gesundem Menschenverstand ist so manchem Grünen abhanden gekommen. Deutlicher kann sich der ideologische Wahnsinn nicht manifestieren. Lasst doch einfach die Kernzentralen in Betrieb bis diese Energiekrise vorbei ist.´´
Aus diesen Reaktionen, insbesondere in den Niederlanden, wird deutlich, die Entscheidung der Berliner Ampel-Koalition, den Atomausstieg durchzusetzen oder nicht, sie wird Einfluss weit über die Grenzen Deutschland hinaus haben. Besonders in Den Haag wird sie aufmerksam verfolgt. Denn die Haager Mitte-Rechts-Regierung steht unter großem Druck – der auch aus Deutschland kommt -, die Gasförderung im riesigen Gasfeld in Groningen wieder hochzufahren. In der nördlichen niederländischen Provinz Groningen und im niederländischen Teil der Nordsee schlummern unter der Erde und dem Wasser noch rund 500 Mrd. Kubikmeter Gas. Es ist eines der größten Gasfelder in Europa. Nur: Die Niederlande haben die Förderung heruntergefahren und wollen sie 2023 ganz einstellen, weil die intensive Gasförderung in Groningen immer wieder Erdbeben auslöst und die Bevölkerung dort regelmäßig in Angst und Schrecken versetzt. Das Wiederhochfahren der Gasförderung in Groningen würde die Energie- und Gaskrise in Europa zwar nicht lösen, aber erheblich mildern. Aber, so fragt man sich in den Niederlanden, warum sollen wir die Gasförderung wieder hochfahren, unsere eigene Bevölkerung gefährden und viele europäische Länder, darunter Deutschland, mit unserem Gas beliefern, wenn die Nachbarländer ihre eigenen vorhandenen Energiequellen nicht ausschöpfen, sondern sie abschalten?
´´Das Hauptproblem ist die Atomkraft in Frankreich´´
Robert Habeck, Wirtschaftsminister und Vize-Kanzler der Bundesrepublik Deutschland am 5.9.2022 in ARD-Tagesthemen
Habeck will nun zwei Atomkraftwerke in Deutschland ´´im Wartestand´´ weiter laufen lassen. Aber was heißt ´´im Wartestand?„
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