Onno van de Stolpe – CEO und Gründer von Galapagos

 

HM-HETZELMEDIA

 

Von       : H.HETZEL, Den Haag

Datum     : 14.8.2019

 

Ein kreativer Visionär mit Durchhaltevermögen: Onno van de Stolpe – CEO von Galapagos/Zusammenarbeit auch mit Novartis

Von HELMUT HETZEL

Den Haag. ,,Wir schreiben Geschichte.‘‘ Als Onno van de Stolpe diesen Satz ausspricht, strahlt er über das ganze Gesicht. Der Vorstandsvorsitzende des belgisch-niederländischen Biotechnologie- und Pharmaunternehmens Galapagos kündigt mit diesen Satz im Juli den Mega-Deal an, den er mit dem amerikanischen Branchenkonkurrenten Gilead Sciences abgeschlossen hatte.

Der Mega-Deal mit Gilead

Der Mega-Deal sieht folgendes vor: Gilead investiert per Saldo 5,1 Mrd. US-Dollar in Galapagos und erhöht seine Beteiligung an dem belgisch-niederländischen Pharmaunternehmen von bisher 12,3 % auf künftig 22 %. Außerdem erhalten die Amerikaner die Option, ihre Beteiligung weiter aufstocken zu können und zwar bis auf 29,9 %. Gilead Sciences erhält ferner Zugang zu den Forschungslabors von Galapagos in Belgien, den Niederlanden und Frankreich und verpflichtet sich im Gegenzug, in den kommenden zehn Jahren Galapagos nicht zu übernehmen. Außerdem können die Amerikaner zwei Mitglieder in den Galapagos-Vorstand entsenden.

Börse jubelt

 

An der Amsterdamer und der Brüsseler Börse legten die Pharma-Titel daraufhin um 20,5 % auf 148,75 Euro zu. Derzeit sind die Titel mit 155,50 Euro bewertet. Die Börsenkapitalisierung von Galapagos beträgt damit rund acht Mrd. Euro. Zum Vergleich: Als Galapagos in 2005 an die Börse ging, kosteten die Titel sieben Euro je Stück.

Der Biologe

Der heute 59jährige studierte Biologe (Molekulare Virologie) Onno van de Stolpe arbeitete nach seinem Studium zwischen 1987 und 1999 bei verschiedenen Biotechunternehmen in den Niederlanden sowie in den USA bei Biogen in Boston, dann für die Foreign Investment Agency der Niederlande in Kalifornien mit dem Auftrag, US-Unternehmen, insbesondere aus dem Silicon Valley, von der Notwendigkeit zu überzeugen, in den Niederlanden zu investieren.

Dann kehrte er zurück nach Holland und gründete im Jahr 1999 Galapagos zusammen mit zwei Wissenschaftlern der Universität Wageningen, wo er auch selbst Biologie studiert hat. De facto entstand Galapagos aus der Fusion der niederländischen Crucell und der belgischen Tibotec, da van de Stolpe damals die Biotechsparte von Crucell leitete, die ausgegliedert wurde und dann unter Galapagos firmierte.

Start up Galapagos

,,Ich war damals ein CEO von fast nichts,‘‘ erinnert er sich rückblickend in einem Interview mit der belgischen Wirtschaftszeitung ,,De Tijd.‘‘ ,,Aber ich hatte den Ehrgeiz, ein Medikament zu entwickeln. Ich hatte die Ambition ein eigenes Biotechunternehmen aufzubauen.‘‘ Das ist ihm gelungen. Aber es hat zwanzig Jahre gedauert. Und es zeigt: Onno van de Stolpe ist ein Stratege, der langfristig denkt. Er ist ein kreativer Visionär, dem es gelingt, seine Visionen umzusetzen.

Heute beschäftigt Galapagos rund 700 Mitarbeiter von denen 500 in der Forschung und Entwicklung tätig sind. Im vergangenen Jahr verdoppelte das Unternehmen den  Umsatz auf 317,85 Mio. Euro und halbierte den operativen Verlust von 89,8 Mio. (2017) auf 44,8 Mio. Euro (2018).

Der Nettoverlust sank von 115,7 Mio. Euro (2017) auf 29,3 Mio. Euro (2018) oder minus 0,56 (Vorjahr: minus 2,34) Euro je Aktie. Ende vergangen Jahres hatte Galapagos 1,3 Mrd. Euro in der Kasse. Der Hauptsitz von Galapagos ist in Mechelen, Belgien, ,,weil hier das Umfeld für Biotechunternehmen besonders günstig ist,‘‘ wie der Galapagos-Chef weiß.

In Frankreich hat Galapagos neben Mechelen (Belgien) und Leiden (Niederlande) noch einen dritten Standort in Romainville.

Neues Medikament gegen Rheuma kann Blockbuster werden

Zusammen mit dem US-Partner Gilead entwickelte Galapagos das Anti-Rheuma-Medikament ,,Filgotinib.‘‘ Es soll Anfang 2020 auf den Markt kommen und ist ein potenzieller Blockbuster, der die Umsätze von Galapagos explodieren lassen wird und das Unternehmen schon im kommenden Jahr erstmals in die Gewinnzone bringen dürfte. ,,Außerdem haben wir weitere neue Medikamente in der Pipeline,‘‘ kündigt Onno van de Stolpe an. ,,Wir entwickeln ein Medikament gegen Lungenfibrose, das sich bereits in Entwicklungsphase drei befindet, sowie ein Anti-Arthrose-Medikament.‘‘ Beide medizinischen Neuerungen haben ebenfalls Blockbuster-Potenzial. Außerdem: Galapagos arbeitet in der Forschung auch mit Novartis in Basel zusammen.

Der Niederländer van de Stolpe wohnt zusammen mit seinem elfjährigen Sohn in einer feudalen aus dem Jahr 1774 stammenden Villa in der Nähe von Leiden an einem Mündungsarm des Rheins. Kaufpreis in 2010: 2,8 Mio. Euro. Dann investierte er noch Millionen in die Denkmal geschützte Villa und legte bei deren Renovierung selbst mit Hand an.

Onno van de Stolpe hat nach eigenen Angaben ,,einen Hang zu großen Dingen.  Ich habe den Kilimanjaro bestiegen, die Elfstedentocht gelaufen, einen Marathon gelaufen.‘‘ Die ,,Elfstedentocht‘‘ das ist ein Schlittschuh-Marathon im Winter über die zugefrorenen Grachten und Kanäle in der Provinz Friesland in den Niederlanden. Wer sie laufen will und kann braucht viel Kraft und Durchhaltevermögen. All das hat Onno van de Stolpe, dem man in den Niederlanden ferner nachsagt, er sei ein Bon Vivant. Er besitzt immer noch rund ein Prozent der Galapagos-Anteile.

 

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