HM-HETZELMEDIA

Von       : H.HETZEL, Den Haag

Datum     : 4.3.2021

Neuer Finanzskandal: Australische Greensill Capital im Mittelpunkt/Deutsche und Schweizer Privatanleger betroffen/Credit Suisse und GAM stoppen das Greensill Fondsgeschäft

Von HELMUT HETZEL

Sydney/Den Haag. Nach dem Wirecard-Debakel zeichnet sich ein neuer Finanzskandal ab. Er rankt sich um die australische Bank Greensill Capital, die auch von London aus, in Deutschland von Bremen aus agierte und die mit der Schweizer Großbank Credit Suisse und der Schweizer Fondsgesellschaft GAM gute und große Geschäfte machte. Die sind nun zu Ende. Die Credit Suisse und GAM stoppten das Fondsgeschäft mit Greensill Mitte dieser Woche, nachdem Greensill im heimischen Australien einen Isolvenzantrag gestellt hatte und die deutsche Greensill Bank mit Hauptsitz in Bremen von der deutschen Finanz- und Bankenaufsichtsbehörde Bafin sozusagen unter Quarantäne gestellt wurde. Die Bafin setzte am gestrigen Mittwoch ihr schärfstes Instrument ein. Sie verhängte ein so genanntes Moratorium über die Bremer Greensill Bank. Das heißt: Die Bremer Greensill Bank kann keine Zahlungen mehr vornehmen.

 

Es sieht ganz danach aus, als würde die drohende Insolvenz von Greensill Capital ein ähnliches Erdbeben in der Finanzwelt auslösen können wie seinerzeit die Pleite von Lehman Brothers. Lehman Brothers mussten am 15. September 2008 infolge der damaligen weltweiten Finanzkrise Insolvenz beantragen. Das droht nun auch Greensill.

Die drohende Greensill-Pleite wird in Deutschland und in der Schweiz hohe Wellen schlagen. Denn die Credit Suisse soll Fondsgeschäfte in einem Volumen zwischen 7,0 Mrd. Dollar und 10,0 Mrd. US-Dollar mit Greensill aufgelegt haben. GAM ist mit rund 842 Mio. Dollar in Greensill-Fonds engagiert, so ist aus Finanzkreisen in Sydney zu erfahren.

 

Supply Chain Finance

Es waren die ´´Supply Chain Finance-Produkte„ (Lieferkettengeschäfte), die Greensill anbot. Sie waren in diesen Null- und/oder Negativzinszeiten für viele Anleger attraktive Anlagen. Sie boten eine hohe Rendite und Verzinsung von 0,8 % oder 1,0 Prozent und manchmal mehr.

Lex Greensill

Auf ihrer Website gibt sich die australische Bank trotz aller Probleme, die sie hat, weiterhin optimistisch. Greensill schreibt: ´´Unsere Mission/Aufgabe, ist es, Finanzierungsgeschäfte fairer zu machen, Unternehmen zu günstigen Konditionen Zugang zu Finanzmitteln zu verschaffen, wovon die Angestellten profitieren können und die Lieferanten rechtzeitig zu bezahlen, damit ihr Business wachsen kann.´´

Dann kommt es ganz dick: ´´Greensill is changing the way the world gets paid,´´ Greensill verändert also die Art und Weise, wie in der Welt bezahlt wird. ´´Greensill gibt Unternehmen die Möglichkeit, dass sie ihr Geld erhalten, sobald der Kaufvertrag unterschrieben ist.´´ Vorteil dieses Greensill-Zahlungssystems: Löhne und Gehälter der Arbeitnehmer können rechtzeitig ausbezahlt werden. Niemand brauchte mehr zu warten, bis Zahltag ist.´´ Der Vertragsabschluss ist schon der Zahltag, so das Greensill-Geschäftsmodell. Das Geld fließt schneller.

Doch dieses Geschäftsmodell droht nun zu implodieren. Die Greensill-Blase platzt.

 

Deutsche Bankenaufsichtsbehörde Bafin  schreitet ein

 

Die deutsche Bankenaufsicht Bafin verdächtigt die Greensill Bank  in Bremen des Bilanzbetrugs.

Der Grund: Gegenüber Bafin konnte Greensill Zweifel an Vermögenswerten der Bank nicht völlig ausräumen. Außerdem hat die Bafin am Mittwoch alle Zahlungen von Greensill gestoppt und Strafanzeige erstattet. Das stürzt die ohnehin schon angeschlagene australische des Muttergesellschaft Greensill Capital noch tiefer in die Krise.

Bafin habe die Schließung der deutschen Greensill-Tochter in Bremen anordnen müssen, weil die Überschuldung drohte, teilte die Bonner Behörde mit.

Sydney – schöne Stadt

Eine Sonderprüfung habe ergeben, dass die Greensill Bank ´´nicht in der Lage ist, den Nachweis über die Existenz von bilanzierten Forderungen zu erbringen,´´ die sie von einer Firma des britisch-indischen Industriellen Sanjeev Gupta angekauft hat. Das erinnert an Wirecard.

Die indische Guptas GFG Alliance Group ist ein enger Partner von Greensill. Sie ist im Stahl- und Stromgeschäft tätig. Der Greensill-Firmengründer Lex Greensill ist eng mit der indischen Guptas verbandelt.

Die Bafin vermutet, dass die Greensill Bank Forderungen in der Bilanz buchte für Geschäfte, die noch gar nicht getätigt oder noch gar nicht abgeschlossen waren. So wurde die Bilanz künstlich aufgebläht. Die Bilanzsumme der Greensill Capital hat sich in den vergangenen Jahren versiebenfacht und betrug Ende 2020 4,5 Mrd. Dollar.

Die angeschlagene Greensill Capital versucht nun, in Australien Gläubigerschutz zu erhalten.

Am heutigen Freitag will ein australisches Gericht erneut über den Fall Greensill verhandeln, heißt es in Sydney.

Außerdem ist Greensill mit dem US-Finanzinvestor Apollo über einen Verkauf im Gespräch.

Der Australier Alexander Greensill gründete 2011 die nach ihm benannte Firma. Greensill ist heute in London, New York, Chicago, Miami, Sydney, Frankfurt und Bremen aktiv und beschäftigt rund 800 Mitarbeiter. Das Core Business von Greensill sind die  Supply Chain Finance-Geschäfte, also

die Lieferkettenfinanzierung.

Greensill finanziert Lieferanten-Forderungen.

Aber Greensill und vor allem die Bremer Geensill Bank stieg in den vergangenen Jahren auch mehr und mehr ins ´´normale´´ Kreditgeschäft ein und vergab großzügig Kredite, unter anderem an den indischen Partner Gupta, der damit seine Stahl- und Stromgeschäfte finanzieren konnte. Diese Kredite reichte Greensill dann gebündelt in Form von Fonds weiter. Großabnehmer für diese Greensill-Fonds, die eine attraktive Verzinsung versprachen war vor allem die Schweizer Großbank Credit Suisse. Sie hat Greensill-Fonds mit einem Volumen von bis zu zehn Milliarden Euro gekauft und an ihre Kunden weiter verkauft. Die Greensill-Fonds wurden als ´´wenig riskante Anlage´´ angepriesen, sowohl von der Credit Suisse als auch von der Bremer Greensill Bank, die ihre Fonds über Vergleichsplattformen wie ´´Weltsparen´´ oder ´´Zinspilot´´ vermarktete.

 

Nun sitzen die Anleger vor allem in der Schweiz und in Deutschland auf ´´faulen´´ und riskanten Greensill-Fonds, die sie in ihrem Portefeuille haben und die sie einst als ´´relativ risikolos´´ gekauft hatten.

Retten kann die Anlagen Privatanleger in Deutschland jetzt nur noch die gesetzliche Einlagensicherung, die pro Kunde Einlagen bis zu 100.000 Euro garantiert und der Einlagensicherungsfonds des Bundesverbands deutscher Banken, bei dem die Bremer Greensill Bank Mitglied ist. In der Schweiz stehen die Credit Suisse und die GAM in der Verantwortung.

 

Links:

https://www.fuw.ch/article/credit-suisse-partner-unter-verdacht/

 

https://digitalpaper.wort.lu/data/453/reader/reader.html?t=1614963014107#!preferred/0/package/453/pub/946/page/12/alb/132926

 

https://www.handelsblatt.com/finanzen/banken-versicherungen/banken/fintechs-zinsplattformen-geraten-im-greensill-skandal-in-die-kritik/26975460.html?ticket=ST-11070118-a2Ice0tVfVHdfFJvHvEb-ap6

 

www.helmuthetzel.com

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www.haagsche-salon.com

 

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