HM-HETZELMEDIA
Von : H.HETZEL, Den Haag
Datum : 23.5.2021
Niederlande/Eurovision Song Contest ESC
Viva Italia:
Eurovision Song Festival in Rotterdam bringt das Party Feeling zurück mitten in der Corona-Pandemie
Hard Rock made in Italy siegt/Gelungenes Musik-Event in Corona-Pandemiezeiten sogar mit Publikum/Manche Niederländer klagen: Unsere Stimmen wurden nicht mitgezählt/Vermeintlicher Drogenkonsum der italienischen Sieger/Happy Times in Rotterdam
Von HELMUT HETZEL
Rotterdam. ´´Das Festival ist gelungen. Was für eine Show haben die Niederlande in Rotterdam auf die Bühne gebracht. Das 65. Eurovision Songfestival war die größte TV-Show, die unser Land je produziert hat – und das unter nicht gerade idealen Umständen,„ jubelt die größte Zeitung der Niederlande ´´de Telegraaf´´ in ihrer Berichterstattung über das spektakuläre Eurovision Song Festival in der Ahoy-Arena von Europas größter Hafenstadt Rotterdam. Sogar 3.500 ausgewählte Zuschauer durften im Rahmen eines von der Regierung finanzierten ´´Field-Lab-„ Projekts in der Ahoy-Arena Platz nehmen und das Musik-Spektakel live mitfeiern. Sie mussten allerdings alle negativ auf Corona getestet sein, saßen an Tischen weit voneinander entfernt, sprühten aber über vor Begeisterung und spendeten so viel Applaus, dass man meinte, es wären 30.000 Besucher in der Ahoy-Arena. So wurde der diesjährige Eurovision Song Contest ESC, der im vergangenen Jahr wegen der Corona-Pandemie ausfallen musste, doch noch zu einem Super-Musik-Spektakel mit Publikum. Es war das bisher einzige große Event mit vielen Menschen seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie vor rund eineinhalb Jahren.
Das Eurovision-Song-Festival in Rotterdam bringt das Party-Feeling zurück!
Dass der namens der Niederlande teilnehmende aus der einstigen holländischen Kolonie Surinam in Südamerika stammende Jeangu Macrooy für seinen anti-kolonialen Song ´´Birth of a new age´´ und seinem schwachen Auftritt nur magere elf Punkte erhielt, und auf dem drittletzten, den 23. Platz landete, konnte die Freude nicht trüben. Denn de facto trat Macrooy eigentlich namens Surinam auf. Er sang sogar teilweise in Kreolisch, der Sprache seines Heimatlandes. Von den Zuschauern bekam er beim Voting keinen einzigen Punkt. Ebenso wie der Beitrag Deutschlands. Der deutsche Sänger Jendrik landete mit seinem lustigen Lied gegen den Hass unter den 26 Finalisten auf Platz 25, aber noch vor dem britischen Beitrag, der null Punkte erhielt.
Die meisten Zuschauerpunkte dagegen sahnte die italienische Hard Rockband ´´Maneskin´´ mit ihrem Song ´´Zitti e Buoni,´´ zu Deutsch: ´´ Still und brav´´ ab. Still und brav aber war ihre Performance nicht, eher schrill, schräg und laut, Hard Rock im Stil der 70iger Jahre eben. Nach dem Auftritt sorgte „Maneskin„ (Mondschein) noch für weiteres Aufsehen, weil manche Zuschauer in den sozialen Medien behaupteten der ´´Maneskin-´´ Leadsänger Damiano David habe, als er sich auffallend tief über den Tisch beugte, eine Linie Kokain durch die Nase gezogen. Damiano Davis und die gesamte Band dementierten das aber unverzüglich: ´´Ich nehme keine Drogen. Ich nehme kein Kokain, niemals,´´ sagte der Leadsänger danach auf einer Pressekonferenz. Thomas, der Gitarrist der Band, soll ein Glas umgeschüttet haben. Denn gebechert haben die Italiener nach ihrem Sieg kräftig. Sie hatten einen prall gefüllten Kübel mit Bier- und Weinflaschen auf dem Tisch, aus dem sie sich permanent bedienten. Aber die Europäische Rundfunkunion (EBU), die den ESC organisiert, will die Vorwürfe des Drogenkonsums untersuchen lassen. Möglicherweise müssen die Bandmitglieder von ´´Maneskin´´ zum Drogentest.
Die Champagner-Flaschen knallten dagegen für die Chansonette aus Frankreich Barbara Pravi zunächst nicht. Sie legte zwar mit ihrem Chanson ´´Voilá´´ im Edith Piaf-Stil einen starken Auftritt hin, lag am Ende aber mit 25 Punkten hintern den Siegern aus Italien, die 524 Punkte erhielten. Die Schweiz und Gjon’s Tears Lied ´´Tout l’univers´´ landete auf Platz drei, war aber der klare Favorit der Jury.
Dass dieser Eurovision Song Contest ESC aus Rotterdam so ein gelungenes Musik-Spektakel wurde, dazu trug auch das Moderatoren-Quartett bei. Jan Smit, Chantal Janzen, Nikkie de Jager und Edsilia Rombley waren eine perfekte Moderatoren-Mischung.
Der ehemalige ´´Engel´´ des Dessous-Unternehmens ´´ Victoria’s Secret´´ Chantal Janzen, war souverän. Sie konnte auch improvisieren. Das 1,90 Meter große Tansgender-Girl Nikkie de Jager quasselte nicht wie ein Wasserfall, so wie es die deutsche ESC-Moderatorin Barbara Schöneberger gerne tut. Edsilia Rembley brachte Fröhlichkeit in die Show und Jan Smit fuhr die Spannung beim Punktezählen gekonnt hoch.
So präsentierten die Niederlande eine packende Musik-Show, die die Sorgen und Probleme der Corona-Pandemie einfach für ein paar Stunden vergessen ließen, ganz so, als gäbe es Covid-19-Virus nicht.
Aber die Anti-Corona-Maßnahmen fanden natürlich statt. Jeder, der in der Ahoy-Arena war, musste sich alle 48 Stunden testen lassen. In einer eigens dafür eingerichteten Teststraße wurden innerhalb von vier Tagen 24.400 Corona-Tests durchgeführt. 16 davon waren positiv. Das sind 0,06 Prozent. Eine 64 Seiten dicke Anti-Corona-Broschüre klärte jeden darüber auf, was er oder sie zu tun und zu lassen hatte. ´´Ich bin erleichtert darüber, dass wir fast alle Teilnehmer an diesem Festival gesund halten konnten,´´ seufzte der Eurovision-Produzent Sietse Bakker nach Ablauf des ESC.
Zufriedene Gesichter gibt es auch beim City-Marketing Rotterdam. ´´Rotterdam stand nun zwei Jahre in den Scheinwerfern als moderne und mondäne Stadt, die das Eurovision-Festival organisiert,´´ sagt der Rotterdam Marketing-Mann Marco van Hoek. ´´Das hat sich gelohnt.„ Das hat auch viel Geld gekostet, nämlich 22 Mio. Euro gab die Stadt für das Organisieren des ESC aus.
Dann im Laufe des Pfingstsonntags meldeten sich in den sozialen Medien plötzlich viele Niederländer mit heftiger Kritik am Voting-System zu Wort. Ihr Vorwurf: Unsere Stimmen wurden nicht mitgezählt. Sie hätten am Sonntagmorgen über die App des ESC eine SMS erhalten. Darin hieß es: ´´Ihre Stimme ist zu spät eingegangen und konnte nicht mitgezählt werden.´´ Einige ESC-Zuschauer behaupten aber: ´´Wir haben über die ESC App rechtzeitig abgestimmt.„ Die ESC-Organisation will die Vorwürfe jetzt untersuchen lassen. Der packende Rotterdamer ESC wird also ein doppeltes Nachspiel haben: Eines in Sachen Drogen, das andere in Sachen Voting.
Links:
https://www.eurovision.de/teilnehmer/index.html
https://www.eurovision.de/news/Alle-Infos-zum-ESC-2021-in-den-Niederlanden,niederlande1250.html
https://www.telegraaf.nl/entertainment/1963842872/nederland-kan-trots-zijn-op-eurovisie-songfestival
https://www.youtube.com/watch?v=dJ5j3FuHCxA
https://www.youtube.com/watch?v=RVH5dn1cxAQ
https://www.youtube.com/watch?v=Unj9WbeLzRU
https://www.youtube.com/watch?v=jznH_fltcYA
https://www.youtube.com/watch?v=1m0VEAfLV4E
https://www.youtube.com/watch?v=o3Da5cr2fTs
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