12.04.2019
Pieter Elbers: Das Herz und die Seele der Airline KLM
Er ist so beliebt, dass seine Mitarbeiter Unterschriften sammelten, dass er CEO bleiben kann. Stellt er jetzt die Allianz mit Air France in Frage?
HELMUT HETZEL, DEN HAAG
«Solange mein Herz klopft, wird es blau sein. Wenn ich fliege, wird es mit Dir sein.» Diese Zeilen schrieb ein KLM-Passagier und schickte sie an Pieter Elbers, den CEO der niederländischen Fluggesellschaft KLM Royal Dutch Airlines. Der 48-jährige Elbers fand diese Hommage an die KLM so toll, dass er diese Liebeserklärung an das von ihm seit 2014 geleitete Unternehmen an alle 30 000 Mitarbeiter mailen liess.
Das erklärt, warum Elbers bei den Angestellten so beliebt ist – so beliebt, dass sie mehr als 25 000 Unterschriften für ihn sammelten, als zu Beginn dieses Jahres fraglich war, ob sein Vertrag als CEO verlängert wird. Der Betriebsratsvorsitzende Jan Willem van Dijk sagte: «Ich habe zu Ben Smith in Paris gesagt: Wenn Elbers gehen muss, dann holen Sie das Herz und die Seele aus der KLM.»
Denn der neue Vorstandsvorsitzende der Flugallianz Air France KLM, der Kanadier Ben Smith, wollte Elbers Vertrag nicht verlängern. Doch der Machtkampf zwischen Smith und Elbers ging in der ersten Runde an den Niederländer. Sein Vertrag als KLM-Chef wurde verlängert. Aber das Verhältnis der beiden Airline-Spitzenmanager ist total zerrüttet. Das zeigte sich, als der Air France/KLM-Chef Smith den KLM-Hauptsitz in Amstelveen bei Amsterdam besuchte. Der Kanadier weigerte sich, Gastgeber Elbers die Hand zu schütteln – vor laufenden Fernsehkameras. Die Empörung darüber war gross, nicht nur bei der KLM, sondern in ganz Holland.
Top-Performer KLM
Doch Elbers, der Logistik Management an der Transportakademie in Venlo, Betriebswirtschaft an der Universität von Amsterdam sowie am Institut für Management in Lausanne, an der Columbia University in New York und an der Tsinghua University in Peking studierte, Chinesisch und Koreanisch spricht, hat gute Karten. Denn unter seiner Leitung und durch die von ihm durchgeführten Reorganisationen ist die KLM heute in finanzieller Hinsicht ein Top-Performer.
Die KLM macht in einem Flug mit 250 Passagieren einen Gewinn von 9000 €. Die Air France erwirtschaftet mit demselben Flug nur einen spärlichen Gewinn von 2000 €. Aus den für 2018 vorgelegten Zahlen geht hervor, dass die KLM zum operativen Bruttogewinn der Holding Air France/KLM fast 1,1 Mrd. € beigetragen hat, während der operative Überschuss der Air France nur spärliche 266 Mio. € betrug.
Elbers, der sein gesamtes berufliches Leben bisher bei der KLM verbracht hat und für die fliegenden Holländer als Manager in China, Südkorea, Italien, Griechenland und Japan tätig war, bevor er 2011 zunächst als Chief Operations Manager nach Holland in die KLM-Geschäftsleitung zurückkehrte, «ist ein sympathischer Mann», wie der Luftfahrtexperte Arnold Burlage von «AviationWatch.nl» sagt. «Er ist zwar etwas introvertiert, aber ein guter Stratege und Marketingmann mit grosser Fachkompetenz. Er ist ein Multitalent, der Soldat von Oranje.»
French European Airlines
Doch der Machtkampf zwischen Air France und der KLM, zwischen Smith und Elbers, tobt weiter. In den Niederlanden fürchtet man, dass die Franzosen die KLM, die im Oktober dieses Jahres als älteste Airline der Welt ihr 100-Jahr-Jubiläum feiern kann, ganz und gar schlucken wollen. «In Paris gibt es Pläne, die Flugallianz Air France/KLM in French European Airlines umzubenennen», weiss Burlage.
Um das zu verhindern, hat der niederländische Staat Ende Februar an der Börse für 680 Mio. € Aktien der Holding Air France/KLM gekauft und hält jetzt 12,7% an der Flugallianz. Die Beteiligung soll auf 14% aufgestockt werden, sodass der niederländische Staat ebenso viele Anteile hält wie der französische. Auch das stärkt dem KLM-CEO und dreifachen Familienvater Elbers den Rücken.
Nicht auszuschliessen ist, dass es unter Leitung des Luftfahrtstrategen Elbers sogar zur Entflechtung der Flugehe mit Air France kommen könnte. Potenzielle neue Partner könnte die KLM in den USA (Delta) und in China (China Southern) finden.
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