HM-HETZELMEDIA

Von       : H.HETZEL, Den Haag

Datum     : 6.5.2021

 

Der Essay

Niederlande/Gedenktage

 

Zum Gedenken an Pim Fortuyn

Pim Fortuyn  – at your service

19 Jahre nach der Ermordung von Pim Fortuyn

Die Niederlande sind durch ihn ein anderes Land geworden

Von HELMUT HETZEL

Den Haag. Der Mai ist in den Niederlanden nicht nur der Wonnemonat und der Monat der Tulpenblüte. Der Mai ist im Oranje-Königreich auch ein Monat des Gedenkens. Am 4. Mai gedenken die Niederländer den Opfern des Zweiten Weltkrieges. Am 5. Mai gedenken und feiern sie ihre Befreiung von der Besatzung durch Nazi-Deutschland 1940-1945.

Und am 6. Mai gedenken viele Niederländer Pim Fortuyn, der an diesem Tag im Jahr 2002 in Hilversum von dem militanten Tierschützer Volkert van der Graaf ermordet wurde.

´´Der Mord an Pim Fortuyn hat für viele Niederländer eine ähnliche Bedeutung wie die Ermordung von John F. Kennedy. Jeder weiß noch, was er zu dem Zeitpunkt gemacht hat, als er erfuhr, dass Pim Fortuyn erschossen wurde.´´ Das sagte Frans Bauduin zum 10. Todestag von Pim Fortuyn vor neun Jahren. Frans Bauduin war der Richter, der den Mörder von Pim Fortuyn, Volkert van der Graaf, zu einer 16jährigen Haftstrafe verurteilte. Für den vorsätzlichen Mord an Pim Fortuyn hätte der Mörder Volkert van der Graaf nach Meinung vieler Niederländer eine lebenslange Haftstrafe verdient gehabt. Denn Volkert van der Graaf wartete mit geladener Pistole stundenlang in einem Gebüsch im Medienpark von Hilversum auf Pim Fortuyn. Dann als Fortuyn nach einem Interview das Studio verließ, erschoss ihn van der Graaf aus nächster Nähe kurz vor 18 Uhr. Heute ist Volkert van der Graaf, der Mörder von Pim Fortuyn, nach der Verbüßung von zwei Dritteln seiner Haftstrafe wieder ein freier Mann. Er lebt von der großzügigen finanziellen Unterstützung des niederländischen Sozialstaates.

 

Das Opfer und sein Mörder – Volkert van der Graaf ist heute wieder ein freier Mann

Dann, am 15. Mai 2002, waren Wahlen in den Niederlanden. 1,6 Millionen Niederländer gaben dem toten Pim Fortuyn und der von ihm gegründeten und nach ihm benannten Partei LPF (Liste Pim Fortuyn) ihre Stimme. ´´Wäre Pim nicht ermordet worden, wäre er nach den Wahlen vom 15. Mai 2002 wahrscheinlich Ministerpräsident der Niederlande geworden,´´ stellt Mat Herben, enger Weggefährte von Fortuyn und dessen Nachfolger an der Spitze der LPF, die inzwischen aufgelöst wurde, im Rückblick fest. ´´Pim Fortuyn hat in den Niederlanden eine Revolte ausgelöst,´´ so Mat Herben im Gespräch mit HM-HETZELMEDIA:

Mat Herben (Mitte) Nachfolger von Pim Fortuyn als LPF-Chef am 15. Mai 2002 auf der LPF-Wahlparty in Hotel Des Indes in Den Haag. Obwohl Pim Fortuyn tot war ,errang die LPF 26 Parlamentssitze 

 

Diese Revolte des Populisten Pim Fortuyn wirkt bis heute nach. Seine damalige Gesellschaftskritik und seine politischen Analysen sind aktueller denn je. Sein politisches Erbe hat Wurzeln geschlagen.

Wie Pim Fortuyn die Niederlander veränderte

Ohne den Mord an Fortuyn gäbe es heute in den Niederlanden wahrscheinlich keine rechtspopulistische Partei namens ´´Partij voor de Vrijheid PVV  – Freiheitspartei, wie sie der Islamkritiker Geert Wilders gegründet hat.

Ohne Fortuyn hätte es wohl auch nie den islamkritischen Film ,,Submission‘‘ (Unterwerfung) gegeben, den die Islamkritiker Ayaan Hirsi Ali und Theo van Gogh gemeinsam drehten. Er kostete Theo van Gogh das Leben. Van Gogh wurde am 2. November 2004 von dem Islamisten Mohammed Bouyeri ermordet. Ayaan Hirsi Ali lebt heute in den USA. Gerade legte sie ihr neues Buch vor. Titel: ´´Beute – Warum muslimische Einwanderung westliche Frauenrechte bedroht.´´

Ohne Pim Fortuyn gäbe es heute in den Niederlanden auch das von Thierry Baudet gegründete national-konservative ´´Forum für Demokratie FvD´´ nicht. Baudet betrachtet Pim Fortuyn als eines seiner großen Vorbilder. Ohne Pim Fortuyn wären die Niederlande heute eine ganz andere Gesellschaft – mit anderen politischen Konstellationen.

Von der ´´Diktatur der Political Correctness„ zur ´´Cancel Culture„

Denn Pim Fortuyn war es, der erstmals mit einer Reihe von politischen Tabus brach. Er stellte die ´´Diktatur der politischen Korrektheit,´´ die in den 90iger Jahren Holland fest im Griff hatte und heute als ´´Cancel Culture„ zur Moralkeule im öffentlichen und politischen Diskurs geworden ist, erstmals an den Pranger.

Pim Fortuyn war eben nicht ´´politisch korrekt.´´ Doch die ´´´Political Correctness´´ ist inzwischen zur ´´Cancel Culture ´´ mutiert.

Pim Fortuyn war der erste Politiker in den Niederlanden, der den Islam als ´´eine zurückgebliebene Kultur´´ öffentlich kritisierte. Fortuyn war es, der das multikulturelle Experiment in Holland als ein gescheitertes entlarvte. Fortuyn war es auch, der die ´´Hinterzimmer-Politik der Haager Regenten´´ an den Pranger stellte und mehr Transparenz in der Politik forderte. Ein Thema, das heute aktueller denn je ist und von der Spitzenpolitikerin der linksliberalen Demokraten ´66 (D´66) Sigrid Kaag zu ihrem eigenen politischen Motto gemacht wurde.

Pim Fortuyn war es, der als Populist dem Volk sagte ´´at your service´´ – zu ihren Diensten.

Pim Fortuyn war es, der einen ganz neuen Typus des Politikers verkörperte, den es bis er in die Politik ging, so in den Niederlanden überhaupt nicht gegeben hatte. Er zelebrierte sich als bekennender Schwuler, trat auf als modebewusster und intellektueller Dandy. Er ließ sich per Chauffeur in einer Nobel-Limousine mit zwei Schoßhunden durch das Land zu Wahlveranstaltungen fahren und sagte immer wieder vor laufenden Kameras: ´´Täuscht euch nicht, ich werde der nächste Ministerpräsident dieses Landes.´´ Er war ganz nah dran, bis die sechs Kugeln des Volkert van der Graaf seinem großen Traum jäh ein brutales und tödliches Ende bereiteten.

Eine Welle von Trauer und Wut schwappte damals durch die Niederlande. Eine Welle der politischen Veränderung, die einem Tsunami glich und die bis heute Wirkung zeigt.

 

Trauerzug für Pim Fortun

´´Wim Kok Mörder,´´ skandierten Tausende von Demonstranten am Abend des 6. Mai 2002 in Den Haag vor dem Parlament. Kok war damals Ministerpräsident der Niederlande. Viele Fortuyn-Anhänger machten Wim Kok stellvertretend für die damalige politische Elite des Landes mit für den Mord an Pim Fortuyn verantwortlich. Denn die Haager Regierung hatte Pim Fortuyn einen Personenschutz durch Sicherheitsbeamte verweigert – und das obwohl Fortuyn damals im Wahlkampf 2002 täglich Morddrohungen erhielt.

Pim Fortuyn wurde dämonisiert

Zahlreiche Medien – im In- und im Ausland – haben Pim Fortuyn ´´dämonisiert´´ wie er selbst sagte. Sie haben ihn als den ´´Jörg Haider´´ oder den ´´Le Pen der Niederlande´´ bezeichnet, was Pim Fortuyn überhaupt nicht war. Er war ein Demokrat mit Herz und Seele. Ein politischer Denker und Visionär mit Charisma. Sein großes Vorbild war: John F. Kennedy. Ein Portrait von John F. Kennedy hing auch über seinem Schreibtisch.

Pim Fortuyn sprach die Themen an, die den Leuten auf den Nägeln brannten, die sich aber kein anderer Politiker damals anzusprechen traute. Fortuyn gab dem ´´niederländischen Unbehagen´´ eine Stimme.

Die Stimme ist bis heute nicht verstummt, obwohl Fortuyn tot ist. Heute zum 19. Todestag von Pim Fortuyn wird er sogar von seinen schärfsten Gegnern von einst umarmt, vereinnahmt und als Demokrat gelobt und gefeiert. In seiner Heimatstadt Rotterdam hat man Pim Fortuyn ein Denkmal gesetzt.

 

Durch Pim Fortuyn sind die Niederlande ein anderes Land geworden. Pim Fortuyn war es auch, der die vielgerühmte sprichwörtliche holländische Toleranz als das entlarvte, was sie im Grunde genommen ist – nämlich schlichte Gleichgültigkeit.

Links:

 

https://www.welt.de/welt_print/article1058119/Liste-Pim-Fortuyn-loest-sich-selbst-auf.html

https://www.diepresse.com/5213593/mord-vor-15-jahren-pim-fortuyn-der-vater-des-populismus

https://nl.wikipedia.org/wiki/Pim_Fortuyn

 

https://www.youtube.com/watch?v=0MgIv_mQp28

 

https://nos.nl/video/348567-6-maart-2002-historisch-debat-na-verkiezingszege-fortuyn

www.hetzelmedia.com

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