HM-HETZELMEDIA
Von : H.HETZEL, Den Haag
Datum : 10.9.2021
Niederlande/Medien
Gewalt gegen Journalisten/Haager Regierung richtet spezielle Meldestellen für Journalisten bei der Polizei ein
Von HELMUT HETZEL
Den Haag. ´´Abgesehen von einigen Ausnahmen sind Journalisten der Abschaum der Gesellschaft,´´ behauptet der niederländische Rechtspopulist, Islamkritiker und Vorsitzende der Freiheitspartei PVV Geert Wilders über Menschen, die für Medien arbeiten. Wilders twitterte den Satz kürzlich in einer seiner vielen Kurzbotschaften.
In einer Debatte im Haager Parlament, in der es über Pressefreiheit, Fake News und die Bedrohung von Journalisten ging, wurde er gerade mit diesem Satz erneut zitiert.
Anlass der Debatte war eine neue soeben veröffentlichte Studie über ´´Aggression gegen Journalisten,´´ die im Auftrag des niederländischen Journalistenverbandes NVJ ´´Nederlandse Vereniging van Journalisten,´´ der Vereinigung der Chefredakteure,´´ Genootschap van Hoofdredacteuren,´´ sowie des Generalstaatsanwalts der Niederlande erstellt wurde. Daraus geht hervor, dass die ´´verbale Gewalt´´ gegen Journalisten immer mehr zunimmt. Schlimmer noch: In 17 % der registrierten Gewaltdelikte gegen Journalisten bleibe es nicht bei verbaler Gewalt, sondern werde die Aggression gegen Journalisten zu physischer Gewalt. Das löse bei immer mehr Journalisten Selbstzensur aus. Sie haben Angst. Sie trauten sich nicht mehr, zu sagen und zu schreiben, was Sache ist. Eine große Mehrheit von 80 % der befragten Journalisten in den Niederlanden gaben in der Studie an, dass sie wegen ihrer Berichterstattung bedroht worden sind.
Der Haager Justizminister Ferdinand Grapperhaus reagiert auf diesen erschreckenden Befund. Er will bei der Polizei ´´spezielle Meldestellen´´ einrichten, an die sich Journalisten, die bedroht werden, wenden können. Das soll dazu beitragen, ´´dass die Justiz schnell, sichtbar und passend auftreten kann, wenn Journalisten bedroht werden,´´ so der Justizminister. ´´Das Klima ist in den zurückliegenden zehn Jahren grimmiger geworden,´´ stellt er fest.
Das ist es in der Tat. Und nicht nur in den Niederlanden. Die Fake News, die falschen Nachrichten, aber auch viele Bedrohungen, machen vor allem in den sozialen Medien die Runde. Spätestens seit Ex-US-Präsident Donald Trump sie anprangerte und sie auch selbst immer wieder verbreitete, sind Fake News zu einem neuen und zu einem effektiven Desinformationsinstrument in den (sozialen) Medien geworden. Und das kommunistische China bedroht nun sogar Wissenschaftler in der Freiheit von Lehre und Forschung, wie an der Universität in St. Gallen in der Schweiz geschehen.
Die Cancel Culture diffamiert. Sie grenzt aus. Sie verurteilt munter jeden, der oder die sich mit Meinungen profiliert, die den selbsternannten Moralaposteln einer Minderheit nicht passen. ´´Woke it,„ weg damit, das ist die neue Drohkeule in der öffentlichen Debatte. Zuhören, war gestern, zuschlagen, mindestens verbal – und oft beleidigend, das ist heute.
Dass in den Niederlanden bei der Polizei nun eigens Meldestellen eingerichtet werden, wo Journalisten Anzeige erstatten können, wenn sie bedroht werden, das spricht Bände.
Es ist traurig, aber wahr.
PS: Der Autor dieser Zeilen erhielt eine Morddrohung, weil er sich im niederländischen Fernsehen kritisch über den Islam geäußert hat. Ich habe Anzeige erstattet. Der Mann, der die Morddrohung an mich per E-Mail versandt hatte, wurde nach einer fast zwei Jahre dauernden Fahndung endlich ausfindig gemacht. Er erhielt eine Geldstrafe von 150 Euro, teilte mir die Polizei in Den Haag mit. Dann legte sie den Fall ad acta. Damit aber ist die wachsende Bedrohung von Journalisten nicht gelöst. Wir müssen unseren Job tun können, ohne Angst haben zu müssen. Nur dann funktioniert Demokratie. Eine Demokratie lebt nur dann, wenn die Presse- und Meinungsfreiheit gewährleistet ist. Sie ist elementar und konstituierend für eine demokratische und freie Gesellschaft.
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